Bei der Deutschen Bank Tochter Deutsche Asset Management dürfte noch in diesem Jahr ein Teil-Börsengang anstehen. Damit würde der deutsche Kurszettel um einen bedeutenden Vermögensverwalter erweitert, was auch für Privatanleger interessant ist. Der Rademacher-Kommentar
Aktuell baut die Deutsche Bank ihre Konzernstruktur stark um. Dies ist auch notwendig, da der Dax-Konzern in den vergangenen zehn Jahren extrem enttäuschende Renditen für seine Aktionäre lieferte. Während der Dax in diesem Zeitraum deutlich zulegte, gab das Papier von zeitweise über 100 Euro auf mittlerweile rund 15 Euro nach. Bei der Umstrukturierung stellt Vorstandschef John Cryan offenbar alles auf den Prüfstand. Nach einer schweren Kapitalerhöhung steht jetzt in den beiden Türmen an der Frankfurter Taunusanlage offenbar das Projekt Teilbörsengang der Tochter Deutsche Asset Management (vielen Anlegern auch als DWS bekannt) ganz oben auf der Agenda.
Gleich zwei Vorteile für die Mutter
Für das führende deutsche Geldinstitut wäre ein solcher Schritt positiv. Zwar wird mit dem Deal ein Teil des Tafelsilbers verkauft. Gleichzeitig wird aber auch die Bilanz der Hessen nochmals gestärkt. Damit ist die Deutsche Bank zukünftig besser gegen mögliche neue Finanzmarktkrisen sowie vor eventuellen hohen Zahlungen aus Rechtsstreitigkeiten besser geschützt. Zudem dürfte sich die Flexibilität bei der Tochter Deutsche Asset Management mit diesem Schachzug erhöhen – im Kampf gegen in der jüngeren Vergangenheit laut BVI-Statistik zeitweise nicht unerheblicher Mittelabflüsse.
Dass aktuell die Deutsche Asset für Kapitalanleger attraktiv gemacht werden soll deutet eine Umfangreiche Werbekampagne der Firma an. Momentan werden verstärkt Banner und TV-Spots geschaltet, die mit einer roten „bösen“ Null auf sich aufmerksam machen. Hierbei werden Alternativen im aktuellen Nullzinsumfeld schmackhaft gemacht. Im Rahmen der Kampagne wurde eine eigene ausführliche Internetseite geschaltet, auf der potenzielle Kunden sogar ein Videogame mit dieser Figur spielen können. Zudem wurde umfangreiches Material für die Social-Media-Kanäle produziert. Schlägt die Kampagne ein, dürfte dies sicherlich auch das Wachstum der Gesellschaft ankurbeln und somit den potenziellen Wert der Firma erhöhen.
Deutsche Asset stärkt Kommunikationsabteilung
Personell hat sich der Asset-Manager im PR-Bereich ebenfalls verstärkt. Seit diesem Monat ist mit Adib Sisani, ein hoch geschätzter Kommunikationsprofi als Head of Press & Media Relations aktiv. Zuvor war der Experte mit seinen erst 32 Jahren für Goldman Sachs tätig. Gerüchten zufolge soll er jetzt mit dem IPO der Deutschen Asset sein Meisterstück abliefern. Gelingt Sisani dieses Projekt, so könnte er in der Karriereleiter relativ zeitnah noch weiter nach oben klettern.
Für die Anleger wäre ein Börsengang der Deutschen Asset Management sicherlich spannend. Ein ähnlicher deutscher Titel ist bislang nicht an der Börse gelistet. Allerdings ist sicherlich der Preis bei einem IPO von entscheidender Bedeutung. Generell werden deutsche Aktien mit einem deutlichen Abschlag gegenüber US-Werten gehandelt. Diesen Preisnachlass halten wir im Peer-Group-Vergleich mit großen US-Wettbewerbern ebenfalls für angemessen, da die Deutsche Asset langfristig auf einen nachhaltigen Erfolgskurs zurückkehren muss.
Tim Rademacher ist leitender Redakteur im Bereich Investmentfonds bei Cash. und analysiert die Geschehnisse am Kapitalmarkt direkt vom Finanzplatz Frankfurt aus.
Foto: Dirk Beichert