Der TecDax ist zur Erfolgsstory geworden

Der Neue Markt ist immer noch vielen Anlegern extrem negativ in Erinnerung. Doch aus dem Nachfolger, dem TecDax sind sehr erfolgreiche Unternehmen hervorgegangen, die mittlerweile auch fleißig Dividenden zahlen.

Der TecDax ist mittlerweile deutlich besser als sein Ruf.
Der TecDax ist mittlerweile deutlich besser als sein Ruf.

Es ist es genau 20 Jahre her, dass die Frankfurter Börse den Neuen Markt gestartet hat. Ein Handelssegment speziell für Wachstumsunternehmen. „Die Idee, jungen Unternehmen so den Weg an die Börse zu ebnen, war sicher nicht schlecht. Mit dem Trümmerfeld, das der Neue Markt am Ende zurückgelassen hat, hatte wohl niemand gerechnet“, sagt Christian W. Röhl, Finanzexperte und Gründer der unabhängigen Research-Plattform DividendenAdel.

Absurde Überbewertung

Die Investoren waren anfangs regelrecht elektrisiert – allzu oft leider völlig grundlos. Beispiel Biodata: Weil die Firma ausweislich ihres Namens gleich die beiden Megatrends des neuen Jahrtausends – Biotechnologie und Datenverarbeitung – ins Visier zu nehmen schien, entwickelte sich um die am 21. Februar 2000 zu 45,00 Euro platzierte Aktie ein solcher Hype, dass der erste Börsenkurs einen Tag später bei 240,00 Euro festgestellt wurde.Ein Plus von 433 Prozent, wodurch das 100-Mann-Unternehmen, das ein Jahr zuvor gerade 8,2 Millionen Euro umgesetzt hatte, mit vier Milliarden Euro bewertet wurde. „Ähnlichkeiten mit dem Snapchat-Börsengang vergangene Woche in New York sind natürlich rein zufällig. Aber manchmal sind Zahlen eben egal, genauso wie der Umstand, dass es sich bei Biodata bloß um einen Netzwerkausrüster handelte, der mit Biotechnologie ähnlich wenig am Hut hatte wie die Lufthansa oder andere Dinosaurier der damals belächelten Old Economy“, erinnert sich Röhl, seinerzeit als junger Prokurist einer Wertpapierhandelsbank selbst im IPO-Geschäft aktiv.

TecDax – von der Resterampe zur Erfolgsstory

Einen Eindruck vom Flurschaden des Neuen Marktes vermittelt der Verlauf des Nemax All Share Index. „In den ersten drei Jahren, zwischen März 1997 und März 2000, legte das Kursbarometer, in dem sämtliche Neue-Markt-Aktien enthalten waren, über 1.600 Prozent Performance aufs Parkett – nur um dann steil abzustürzen. Zwischen Hoch und Tief lagen nur drei Jahre und knapp 96 Prozent Verlust, bis die Deutsche Börse AG am 5. Juni 2003 den Stecker zog. „Der Neue Markt wurde final beerdigt und damit die Überreste bloß nicht die Dreieinigkeit aus Dax, MDax und SDax verseuchen konnten, wurde mit dem TecDax ein vierter Auswahlindex als eine Art Auffangbecken geschaffen“, erläutert Röhl. Die einstige Resterampe habe sich dann aber ziemlich gut geschlagen und in den letzten zehn Jahren sogar fast doppelt so stark zugelegt wie der Dax. „Um die alten Gipfel aus Nemax-Zeiten zu erklimmen, müssten die Kurse sich aber immer noch mehr als verdreifachen – was wohl so schnell nicht passieren wird“, prophezeit der Finanzexperte. Anders dagegen sei die Situation beim US-amerikanischen Pendant: Der Nasdaq Composite, anno 2000 nicht ganz so extrem aufgeblasen wie der Nemax, konnte bereits im August 2016 ein neues Allzeithoch markieren.

Top-Firmen sind viel mehr wert als zu Neuer Markt-Zeiten

In Spitzenzeiten waren über 330 Firmen am Neuen Markt notiert, von denen heute noch knapp 150 gelistet sind. „Viele davon krebsen am Existenzminimum, doch immerhin 54 Firmen haben in den letzten zehn Jahren mindestens fünfmal Dividende gezahlt. Und 19 Unternehmen kommen sogar auf acht oder mehr Ausschüttungen hintereinander – angeführt vom Vakuumpumpen-Spezialisten Pfeiffer und dem Smart Card-Hersteller Mühlbauer, die ihre Dividende in den letzten 18 Jahren zwar bisweilen gesenkt, aber nie ganz gestrichen haben“, sagt Röhl.

Einige Firmen seien richtig durchgestartet. „Ganz vorne dabei ist mit CTS Eventim echter DividendenAdel: Die Ticketing-Plattform mit angeschlossener Konzertagentur war im Frühjahr 2000 an die Börse gegangen und hatte kurze Zeit später (splitbereinigt) einen Höchstkurs von 3,88 Euro erreicht. Anschließend ging es weit in den Penny Stock-Bereich hinab, bis 2003 die Trendwende gelang. Inzwischen notiert die Aktie weit über 30 Euro – 800 Prozent über dem alten Allzeithoch. Dazu gibt es nun schon im zwölften Jahr Dividende, demnächst wohl die neunte Anhebung in Folge“, so Röhl, der auf www.dividendenadel.de eine Top-Liste mit den zuverlässigsten Dividendenzahlern vom Neuen Markt veröffentlicht hat. Dazu zählt auch Bertrandt. Der auf die Auto-Industrie spezialisierte Ingenieurdienstleister ist eines der beiden Unternehmen, die am 10.03.1997 den Neuen Markt eröffnet haben. „Der andere Debütant war übrigens die untergegangene Mobilcom, in deren Hülle nun die einstige Tochtergesellschaft Freenet weiterlebt, ebenfalls ein respektabler Dividendenzahler“, so Röhl. (tr)

Foto: Shutterstock

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