Die Zahl neuer Publikums-AIF ist weiterhin dürftig. Stattdessen reüssiert der semi-regulierte Kapitalmarkt. Der Löwer-Kommentar
Es ist zum Haare raufen: Auch drei Jahre nach Inkrafttreten des Kapitalanlagegesetzbuches (KAGB) am 22. Juli 2013 kommt und kommt die Branche der alternativen Investmentfonds (AIF) nicht wirklich in Fahrt. Nur 13 geschlossene Publikums-AIF sind im ersten Halbjahr 2016 neu auf den Markt gekommen, davon wurde auch noch einer (Deutsche Bank) schon kurz nach dem Start wieder zurückgezogen.
Auf das Jahr hochgerechnet ist die Zahl der voll regulierten Sachwert-Emissionen damit sogar niedriger als 2015 (insgesamt 33 neue AIF). Nicht wenige Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVGen) sind weiterhin oder wieder ohne Produkt. Einige doktern noch immer an der Platzierung von Fonds herum, die sie schon vor mehr als einem Jahr aufgelegt haben. Ein Durchbruch lässt weiter auf sich warten.
Doppelt so viele Vermögensanlagen wie AIF
Weitaus agiler geht es bei Emissionen nach dem Vermögensanlagengesetz (VermAnlG) zu. In diesem semi-regulierten Segment, das von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) offiziell als „grau“ bezeichnet wird, kamen in den ersten sechs Monaten 2016 inklusive diverser „Bürgerenergie“-Beteiligungen 28 Prospekte mit Bafin-Billigung neu auf den Markt, also mehr als doppelt so viele wie im voll regulierten Teil.
Davon waren sieben Nachrangdarlehen und vier Direktinvestitionen, also Anlageformen, die erst mit dem Kleinanlegerschutzgesetz ab Juli 2015 prospektpflichtig wurden. Hinzu kommt die steigende Zahl von Crowdinvesting-Emissionen, die seitdem ebenfalls unter das VermAnlG fallen, aber von der gesetzlichen Prospektpflicht befreit sind.
Nun hat auch dieses Marktsegment durchaus seine Berechtigung und bei weitem nicht alle Angebote sind so halbseiden, wie es das Etikett „grau“ vielleicht suggeriert (was auch die Bafin selbst vor einiger Zeit klargestellt hat). Auch hat der Vertrieb die gleichen Vorschriften zu beachten wie bei den voll regulierten Fonds. Und doch ist das Erstarken des „grauen“ Markts auch ein Armutszeugnis für die AIF-Branche.