Schluss mit dem Ausschluss: Erste PKV-Anbieter öffnen sich

Um sich gegen den Vorwurf der „Rosinenpickerei“ zu wehren, lassen die ersten privaten Krankenversicherer (PKV) Taten sprechen: Nach dem Vorbild der Debeka plant nun auch die Signal-Iduna-Gruppe eine erleichterte Aufnahme von Arbeitnehmern, die versicherungsfrei werden.

Reinhold Schulte, Vorstandsvorsitzender Signal-Iduna-Gruppe

„Leistungsausschlüsse werden nicht vereinbart und Risikozuschläge werden nur bis zu 30 Prozent des Teilbetrags erhoben“, heißt es in einem Schreiben der Debeka. Bereits seit 1. Januar 2013 gilt diese Regelung unter anderem für die Debeka-Unisex-Tarife N (Vollversicherung mit Wahlleistungen) sowie NG (Zahnzusatzversicherung und Auslandsreisekrankenversicherung).

Eine Aufnahme in die PKV sei für Arbeitnehmer demnach innerhalb einer Frist von sechs Monaten nach erstmaligem Eintritt der Versicherungsfreiheit möglich. Diese tritt dann ein, wenn die sogenannte Jahresarbeitsentgeltgrenze von aktuell 52.200 Euro überschritten wird und damit die Pflichtversicherung in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) endet. Die Öffnung gilt laut Debeka auch für Familienangehörige, die bislang über die Familienversicherung der GKV abgesichert waren.

Positive Erfahrungen mit Beamtenöffnung

Für Beamte besteht die Öffnungsaktion bei der Debeka bereits seit 1987: Beamtenanfänger und die Familienangehörigen werden seitdem unter bestimmen Voraussetzungen mit höchstens 30 Prozent Risikozuschlag versichert – auch wenn sie nach ihrem Gesundheitszustand eigentlich nicht versicherbar wären. Damit habe man auch einige Krankheiten mitversichert, die jährlich 150.000 Euro bis 400.000 Euro Kosten verursachen, erklärt das Unternehmen.

Man habe mit der Beamtenöffnungsaktion positive Erfahrungen gesammelt, begründet der Versicherer die seit Jahresbeginn geltende „Öffnung für alle“: Nach eigenen Angaben waren in 2011 2.560 Männer und 3.460 Frauen als Folge der Öffnungsaktion im Bestand der Beamtentarife. Die Debeka betont dabei, dass es sich bei der Maßnahme um ein „freiwilliges Angebot“ des Versicherers handle, ein gemeinsames Vorgehen der Branche sei aus „kartellrechtlichen Gründen“ nicht möglich.

Signal Iduna folgt der Debeka

Gleichwohl hat das Vorgehen der Koblenzer einen ersten großen Nachahmer gefunden: So hat kürzlich der Vorstand der Signal-Iduna-Gruppe in Dortmund beschlossen, dass PKV-Antragsteller, die die Voraussetzungen analog zur Debeka erfüllen, ab 1. März nicht mehr abgelehnt würden.

Wie Signal-Iduna-Chef Reinhold Schulte zuvor in einem Hintergrundgespräch in Hamburg erklärte, sollen Antragsteller mit Vorerkrankungen mit maximal 30 Prozent Prämienzuschlag versichert werden. Ziel sei es, so Schulte, dem insbesondere von Verbraucherschützern geäußerten Vorwurf der „Rosinenpickerei“ entgegenzutreten.

Wie ein Sprecher erklärte, ist derzeit noch zu klären, ob die Öffnung auch auf die deutlich kleinere Signal-Iduna-Tochter Deutscher Ring Kranken ausgedehnt werden soll. (lk)

Foto: Signal Iduna

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