Nach dem Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal blieb auch im dritten Quartal der große Wiederanstieg aus. Nach den vorliegenden Daten zu schließen, wird die Konjunktur auf der Stelle treten. Zwar könnten niedrigere Vorräte und eine gewisse Stabilisierung der Lage in China das Wachstum zum Jahresende fester tendieren lassen. Weiterhin schwächeln wird aber vermutlich der Konsum, auch wenn das etwas höhere Lohnwachstum – sofern es sich fortsetzt – die zurzeit schleppenden Verbraucherausgaben beflügeln dürfte. Eine Belastung für den Export und das verarbeitende Gewerbe könnten der zuletzt wieder stärkere Yen und die schwächelnde Nachfrage aus dem Ausland werden. Deswegen und aufgrund der ungünstigen Inflationsdynamik wird die Bank von Japan wohl ihre geldpolitischen Zügel im Schlussquartal 2015 erneut lockern. Abgesehen davon ist auch ein weiteres Konjunkturprogramm nicht ausgeschlossen, um die Wirtschaft wirksamer und schneller auf Trab zu bringen. Unterstützung für die lahmende Konjunktur und im Kampf gegen die Deflation ist in den nächsten Monaten entscheidend, denn am Horizont ziehen dunkle Wolken in Form der zweiten Stufe der Mehrwertsteuererhöhung auf.
China: Reformbestrebungen dürften im nächsten Jahr die Konjunktur bremsen
Die verlangsamte Aktivität in der Industrie steht im starken Kontrast zum Positivtrend beim Konsum und im Dienstleistungsgewerbe. Das ist ein Indiz dafür, dass die Neuausrichtung der Wirtschaft zulasten von Schwerindustrie und Investitionen voranschreitet. Nach wie vor relativ angespannt sind die Kreditkonditionen. Aber im letzten Monat ergriffene kleinere Stimulusmaßnahmen wie das Absenken der Eigenkapitalquote für Käufer von Erstimmobilien und die Halbierung der Pkw-Verkaufssteuer dürften helfen, die Talfahrt beim Wachstum in den nächsten Wochen zu stoppen. Allerdings ist nach einer kurzzeitigen Stabilisierung beim Wachstum eher mit einer Fortsetzung des Abwärtstrends zu rechnen. Gründe sind neben den Überkapazitäten und Kapitalabflüssen die sinkende Wettbewerbsfähigkeit, die Anti-Korruptionskampagne sowie andere Reformbestrebungen, die im nächsten Jahr die Konjunktur bremsen dürften.
Schwellenländer: Große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern beachten
Der schwache Trend bei den Fundamentaldaten der Schwellenländer hält an. Für Gegenwind sorgen niedrigere Rohstoffpreise, die Konjunkturabkühlung in China und angespanntere Finanzierungsbedingungen, verschärft durch Kapitalabflüsse. Wie gehabt sind jedoch die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern groß. Brasilien und Russland stecken in der Rezession. Und auch andere rohstoffexportierende Länder schwächeln. Aufwärts scheint es in Koreas Binnenwirtschaft zu gehen, während der Konjunkturmotor in Mexiko und Indien weiterhin rund läuft. Damit eine Erholung in den Schwellenländern an Breite gewinnt, muss sich die Lage in China stabilisieren, die Talfahrt bei den Rohstoffen gestoppt werden und die Erholung in den Industrieländern anhalten. Starkes Wachstum in den Industrieländern, auch wenn dies langsam steigende Zinsen bedeuten würde, sowie Fortschritte bei wichtigen Reformen wären für die Schwellenländer hilfreicher als eine Verschiebung der Zinswende aufgrund langsameren Wachstums in den USA.
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