Noch vor fünf Jahren hatten die meisten Marktbeobachter diesen neu auf den Markt gekommenen Online Peer-to-Peer/Business Unternehmen keine großen Erfolgsaussichten zugesprochen. Die einhellige Meinung der Marktbeobachter war, dass die bestehenden traditionellen Finanzinstitute den Markt professionell bedienen und Online-Peer-to-Peer/Business Finanzierungsportale bestenfalls den “Junk“-Bereich, der von den seriösen Finanzdienstleistern nicht bearbeitet wurde, abdecken könnten. Wie man heute anhand der beeindruckenden Erfolge von Zopa oder Funding Circle sehen kann, war dies eine klare Fehleinschätzung.
Es ist interessant zu sehen, wie ähnlich die Einschätzungen und Vorbehalte vieler Marktteilnehmer nun ebenfalls in Bezug auf die neuen Immobilien-Crowdfunding-Plattformen sind. Auch hier herrscht vielfach noch die Meinung, dass sich dieses neue Konzept nicht auf dem traditionellen Kernmarkt durchsetzen wird und viel mehr ein Nischen-Dasein für kleine Entwickler und wenig erfahrene Initiatoren darstellen wird, um Eigenkapital für kleinere und weniger professionelle Immobilieninvestments zu sammeln.
Noch viele ungelöste Fragen
Diese Einschätzung ist für mich insbesondere im Bereich der Immobilieninvestments nicht nachzuvollziehen, da der jetzige traditionelle geschlossen Immobilienfondsmarkt, auch nach den erfolgten AIF-Regulierungen, immer noch viele ungelöste Fragen und Schwachstellen hat und eine Lösung dieser Probleme auf dem traditionellen Weg nicht in Sicht ist.
Vielmehr bin ich der Meinung, dass die Mechanismen der neuen Crowdvesting-Konzepte der Schlüssel dazu sein könnten, viele dieser Probleme wesentlich effizienter anzugehen und zum Teil sogar zu lösen. Die Immobilienbranche ist eine der wenigen letzten Bastionen, in der technologische Weiterentwicklung nur sehr limitiert stattgefunden hat und es kaum zu Veränderungen kam. Es scheint jedoch so, als ob die Zeit gekommen ist, wo nun auch diese letzte Bastion fallen wird und die Immobilienbranche durch den technischen Fortschritt effizienter, transparenter und fairer gemacht wird.
Autor Thomas Schneider ist Chief Information Officer der Online-Plattform Brickvest.
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Foto: Brickvest