Während die staatliche Rentenversicherung als Solidargemeinschaft konzipiert ist, kalkuliert die Assekuranz mit Bedarfsprämien. Sie übt keine verteilende Gerechtigkeit mit sozialem Ausgleich, sondern schafft Austauschgerechtigkeit zwischen Versicherten und Versicherer. Das setzt eine sorgfältige Antragsprüfung und Tarifierung ebenso voraus wie Fairness im Leistungsfall – nicht nur gegenüber dem einzelnen Versicherten, sondern auch gegenüber der Versichertengemeinschaft.
Kehrseite Berufsgruppendifferenzierung
Kehrseite der Medaille ist jedoch die zunehmende Differenzierung der Berufsgruppen und damit verbunden eine starke Spreizung des Beitrags. Gerade jene Menschen, die ihn am dringendsten brauchen, können sich bedarfsgerechten BU-Schutz nicht leisten. Auch Krankheitsbilder wie Allergien oder eine depressive Episode bedeuten nicht selten das Aus für bezahlbaren Versicherungsschutz.
Ein gesetzlicher BU-Schutz brächte einen spürbaren Anstieg der Sozialabgaben mit sich, und zwar für alle. Der würde auch Beitragszahler belasten, die hinsichtlich ihrer Tätigkeit flexibel sind und nicht auf Absicherung ihres Berufsbildes bestehen. Eine Rückkehr zu einem kaum finanzierbaren System kann keine Lösung sein und wäre auch nicht sozial gerecht.
Was ist zu tun?
Kritiker – und dazu zählen wir uns auch – müssen sich an der Realisierbarkeit ihrer Vorschläge messen lassen und stehen damit vor der Gretchenfrage: Wollen sie an funktionierenden und sozial gerechten Lösungen mitarbeiten oder sich lieber auf Kosten der Versicherungsbranche medienwirksam profilieren? Das Ziel ist klar: Mehr Menschen als bisher sollten die Chance bekommen, ihre Arbeitskraft zusätzlich privat abzusichern.
Trotz klarer Fürsprache durch den Verbraucherschutz machen sich aber zu wenige selbst auf die Suche nach privater Absicherung. Ein gesetzlicher Zwang wäre in einer Demokratie sicher nicht der passende Weg. Also brauchen wir zum einen Anreize für private BU-Vorsorge. Zum anderen brauchen wir Berater und Vermittler, die Überzeugungsarbeit leisten. Eine pauschale Verunglimpfung dieses Berufsstandes ist also wenig zielführend, leistet er doch einen wichtigen Beitrag zur Entlastung der Sozialsysteme.