Deren Bereinigung wirkt deflationär und wachstumshemmend, ist also den Zielen der Notenbanken genau entgegengesetzt. Ein ähnliches Paradoxon zeigt sich am massiven Kursverfall von Bankaktien: in einem Umfeld negativer Zinsen fehlt vielen Banken schlicht die Profitabilität, während gleichzeitig verstärkt Kreditausfälle bewältigt werden müssen.
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Vor diesem Hintergrund scheint die Logik der EZB, das Finanzsystem durch noch tiefere Negativ-Zinsen beleben zu können, eher weltfremd. Die globale Geldpolitik hat bereits viel Pulver verschossen, aber bisher nur wenig vorzeigbaren Erfolg. Auch die US-FED scheint irritiert und relativiert bereits ihre angestrebte Zinswende.
Zentralbanken könnten künftig noch extremere Maßnahmen einsetzen
Damit stellt sich die Frage: Welche Optionen haben die Zentralbanken noch, falls die Weltwirtschaft nicht anspringt? Hier kommt ein neues Szenario ins Spiel, das in politischen Kreisen unter dem griffigen Kürzel „OMF“ („overt monetary financing“) schon offen diskutiert wird:
Zentralbanken könnten im Kampf gegen deflationäre Kräfte noch extremere Maßnahmen einsetzen: Ein konkretes Inflationsziel ankündigen und durch unlimitierte Geldschöpfung tatsächlich realisieren. Oder: Als Ultima Ratio könnte sogar die großvolumige Übernahme und Finanzierung von Staatsschulden durch die Notenbanken angekündigt und durchgeführt werden.
Szenarien sind nicht mehr nur theoretisch
Ein solches Szenario, das in Japan ansatzweise schon zu beobachten ist, würde sich zunächst positiv auf Aktien und andere Risiko-Assets auswirken. Es wäre aber mit Sicherheit gefährlich für die Nullzins-geprägten Rentenmärkte und viele Währungen, letztlich also ein Todesstoß für das bisherige Finanz- und Währungssystem.
Da derartige Szenarien nicht mehr nur theoretisch erscheinen, sollten sich strategische Investoren bereits darauf einstellen und entsprechende Vorsorge treffen.
Autor Dr. Heinz-Werner Rapp ist Vorstand und CIO der Feri AG.
Bild: Feri