Das Märchen vom Asset-Notstand

Der Geschäftsführer eines anderen Anbieters (also nicht Real I.S.) erklärte den Widerspruch im Hintergrundgespräch kürzlich so: Wegen der aktuell hohen Preise könne es auf längere Sicht zu Wertverlusten kommen. Das sei Privatanlegern nicht zuzumuten. Institutionelle Investoren wüssten viel besser, worauf sie sich einlassen und könnten außerdem einzelne Verlust-Objekte innerhalb ihrer großen Portfolien leichter verschmerzen.

Das ist schon eine ziemlich abenteuerliche Argumentation. Schließlich werden auch die Profi-Investoren nicht absichtlich Verluste in Kauf nehmen, nur um ihr Geld unterzubringen. Zudem wird es sonst regelmäßig als Vorteil angesehen, wenn Privatanleger die gleiche Strategie verfolgen wie die Profis oder sich – zum Beispiel über Dachfonds – sogar daran beteiligen können.

Das alles kann nicht wirklich der Grund für das weiterhin spärliche Angebot an Publikums-AIF sein, jedenfalls nicht die entscheidende Ursache. Diese scheint eine andere zu sein: Die KVGen fürchten, dass der Vertrieb nicht funktioniert und sie am Ende auf einem riesigen Verlust sitzen bleiben.

Angst vor dem Platzierungs-Flop

Ganz von der Hand zu weisen ist diese Befürchtung sicherlich nicht: Große Teile des Vertriebs haben sich komplett von den geschlossenen Modellen verabschiedet und kehren weiterhin nur zögerlich zurück.

Ein enormes Risiko ist das vor allem bei Fonds, die eines oder mehrere konkrete Objekte finanzieren. KVGen ohne Instituts-Hintergrund setzen hierbei regelmäßig ihre eigene Existenz aus Spiel, jedes Mal aufs Neue. Darauf wies der Vorstand eines wiederum anderen Asset-Managers im Gespräch auf dem BSI-Summit im Mai hin.

Um die Fondsobjekte anzubinden, müssen die Anbieter mit zwei- oder gar dreistelligen Millionenbeträgen ins Risiko gehen. Ein Vertriebs-Flop kann sie ruinieren. Das riskieren sie nur dann, wenn sie sehr sicher sind, dass der Vertrieb dann auch funktioniert. Ein Blind Pool wäre die Alternative. Aber das ist nicht jedermanns Sache, und auch in diesem Fall muss die KVG leicht mit einem mittleren sechsstelligen Betrag in Vorleistung gehen.

Seite drei: Unsicherheitsfaktor Vertrieb

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