Das klingt ambitioniert. Wie kommt die Zahl zustande?
Der gesamte Lebensversicherungsmarkt verfügt heute über Kapitalanlagen von rund 820 Milliarden Euro. Wenn wir davon ausgehen, dass davon 20 Prozent innerhalb der nächsten fünf Jahre in den Run-off gehen und davon wiederum 20 Prozent zu uns kommen. Dann ergeben sich daraus besagte 30 Milliarden Euro.
Müssen sich Kunden mit Bestandsverträgen, die in den Run-off gehen, auf Ertragseinbußen einstellen?
Das ist kein Phänomen der Run-off-Plattform, sondern das ist die ganz normale Entwicklung in der Lebensversicherung. Es sind ja überall die Überschüsse im Zinsbereich runtergegangen, nicht aber im Kostenbereich und auch nicht im Risikobereich. Es herrscht ein Nullzinsumfeld im
Kapitalmarkt vor, und davon sind selbstverständlich auch die Lebensversicherer betroffen. Gleichwohl gilt: In Relation zu anderen Kapitalanlagen ist die Lebensversicherung immer noch attraktiv.
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Der Garantiezins beziehungsweise Höchstrechnungszins wird wohl zum 1. Januar 2017 von bislang 1,25 Prozent auf 0,9 Prozent sinken. Welche Chancen ergeben sich daraus für die Frankfurter Leben?
Ich glaube, dass der Schritt dazu führen wird, dass die herkömmlichen klassischen Lebens- und Rentenversicherer schneller vom Markt verschwinden werden als bisher. Die großen Anbieter haben ja schon die „neue Klassik“ oder alternative Garantieprodukte aufgelegt. Die kleineren Unternehmen, die noch vergleichsweise stark auf die traditionelle Klassik setzen, tun sich natürlich schwerer, ihr Produktportfolio den neuen Marktverhältnissen anzupassen. Kurzum: Wenn die Klassik im Neugeschäft keine Rolle mehr spielt, macht es durchaus Sinn, die alten Verträge, die nur noch verwaltet werden, auf eine professionelle Plattform zu übertragen.
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