Den niedrigsten Netto-Beitrag unter diesen acht besten Tarifen verlangt demnach die Europa Leben mit 57 Euro (Höchstbeitrag: 95 Euro), am teuersten kommt den Tischler den Angaben zufolge der EU-Schutz von Zurich Deutscher Herold zu stehen, für den ein anfänglicher Monatsbeitrag von gut 144 Euro zu zahlen ist (Höchstbeitrag: 198 Euro). Im Zurich-Tarif macht sich also der Verzicht auf die abstrakte Verweisung preislich bemerkbar. Auch wenn die Preise, die die Versicherungsunternehmen für einen guten EU-Tarif aufrufen, selbst für einen ordentlich verdienenden Tischler kein Pappenstil sind – ein BU-Schutz käme ihn deutlich teurer zu stehen. So wäre davon auszugehen, dass der Handwerker aufgrund seines vergleichsweise hohen BU-Risikos und der damit verbundenen Einteilung in eine unvorteilhafte Berufsgruppe für eine gute BU-Police mindestens das Doppelte zu zahlen hätte. Würde der Tischler – anders als im Musterfall –, an Vorerkrankungen leiden, würde er oftmals gar keinen BU-Vertrag bekommen, weil die Gesellschaften das höhere Risiko scheuen.
„Nicht jeder BU-Tarif entspricht im Leistungsumfang wirklich der S-Klasse“
Gleichwohl tun sich viele Vermittler auch weiterhin schwer damit, die prächtig ausgebaute Straße zu verlassen, auf der sie bislang gut gefahren sind mit ihrer vermeintlichen „S-Klasse“ – wie jüngst Hartwig Haas, Leiter Vertrieb/Marketing der Dialog Lebensversicherung, die BU-Police in einem Cash.-Roundtable bezeichnete. Das Bild von der vermeintlichen „Nobelkarosse BU“ wird in der Branche immer wieder gern gezeichnet. Zum einen soll es die Hochwertigkeit des Produktes hervorheben, zum anderen soll es nahelegen, dass unterhalb der Oberklasse noch reichlich Platz ist für weitere tolle Modelle, die preiswerter und zugleich bedarfsorientierter ausgestattet sind. „Nicht jeder BU-Tarif entspricht im Leistungsumfang wirklich der S-Klasse“, kritisiert Versicherungsmakler Gerd Kemnitz. „Es gibt auch Berufsunfähigkeitsversicherungen, die nur der Mittel- oder Kleinwagenklasse entsprechen.“
Zu welcher Bewertung man am Ende auch neigt – die BU-Nachfrage unter Maklern ist weiterhin stark und die Förderbänder in den Produktmanufakturen der Versicherer laufen entsprechend hochtourig. „Seit Anfang 2015 hat sich die Nachfrage aus Maklersicht auf einem relativ hohen Niveau eingependelt. Aktuell geben 63 Prozent der Makler an, dass die BU im letzten Quartal besonders häufig nachgefragt wurde“, sagt YouGov-Experte Braun. Dr. Christoph Nützenadel, CEO der Managementberatung Synpulse, begrüßt den starken Biometrie-Fokus der Versicherer „als Rückbesinnung auf die Kernkompetenz„. Zugleich betont der Analyst, dass das Potenzial in der Altersvorsorge so groß sei, dass es sich die Assekuranz nicht leisten könne, diesen Bereich „außen vor zu lassen“. (lk)
Lesen Sie den vollständigen Beitrag in der aktuellen Cash.-Ausgabe 9/2016.
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