So weichen die Anbieter zunehmend auf B- und C-Standorte oder -Lagen aus. Für vernünftige Objekte in diesen Lagen sind realistische Ausschüttungsprognosen von vier bis fünf Prozent pro Jahr weiterhin möglich. Das ist durchaus ansehnlich, und günstiger wird der Einstieg in absehbarer Zeit wahrscheinlich nicht.
Je länger der Zustand andauert, desto mehr Anleger werden das akzeptieren. Schließlich wird der Anlagedruck auch für sie immer größer. Das belegen auch die Meldungen der vergangenen Woche, dass immer mehr Banken auch von Privatanlegern für deren Einlagen „Negativzinsen“ verlangen, meist getarnt als Gebühren.
Eine Alternative zu Sachwerten haben die Anleger kaum. Auf dem Konto schmilzt das Geld durch Gebühren und Inflation langsam dahin, bei festverzinslichen Papieren ist ohne erhöhte Risiken kaum etwas zu holen und beim ersten Zins-Zucken droht dort zudem ein Crash. Ein gewisser Anteil Aktien macht sicherlich Sinn, doch er sollte nicht zu hoch sein: Die Märkte sind voltil und gelten vielfach ebenfalls als überhitzt.
Es bleiben fast nur Sachwertanlagen
Und Gold taugt allenfalls zur Absicherung gegen einen kompletten Kollaps oder zur Spekulation. Als Kapitalanlage hingegen ist es nicht geeignet: Keine laufenden Erträge, stattdessen Kosten für Lagerung und Versicherung, hohe Volatilität. Gleiches gilt für andere Anlagen ohne (kommerziellen) Nutzwert wie Gemälde oder Oldtimer.
Da bleiben fast nur Sachwertanlagen. Doch auch hier droht Blasengefahr, vor allem im Immobilienmarkt. Irgendwann wird die EZB die Zinsen tatsächlich wieder auferstehen lassen (sofern das Finanzsystem nicht vorher kollabiert). Dann sind zumindest temporäre Rückgänge der Objektwerte nicht auszuschließen. In dieser Phase sollte nicht gerade der Verkauf erforderlich sein.
Lange Fondslaufzeit kein Manko
Schließlich wird die Wertentwicklung einer Immobilie – abgesehen vielleicht von Finanzierungsfragen – erst dann wirklich relevant, wenn der Wert durch den Verkauf zu einem Preis wird. Für die laufenden Mietüberschüsse hingegen ist ein etwaiger Wertverlust des Objektes nicht von Bedeutung.
Eine lange Fondslaufzeit ist insofern auch im aktuellen Renditekeller kein Manko. Im Gegenteil: Sie kann nicht nur die entsprechende Überschüsse über einen längeren Zeitraum sichern, sondern durchaus auch Wertverluste überbrücken. Diesen langen Atem allerdings müssen die Anleger einplanen.
Stefan Löwer ist Chefanalyst von G.U.B. Analyse und betreut das Cash.-Ressort Sachwertanlagen. Er beobachtet den Markt der Sachwert-Emissionen als Cash.-Redakteur und G.U.B.-Analyst insgesamt schon seit mehr als 25 Jahren. G.U.B. Analyse gehört wie Cash. zu der Cash.Medien AG.
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