Rechtsschutz: Legal-Techs sind berechenbares Risiko

Ein im Rechtsschutzmarkt relativ neues und heiß diskutiertes Phänomen sind Legal-Techs, die mit ihren digitalen Geschäftsmodellen im Wesentlichen in zwei Formen auftreten: Als Mandats-Aggregatoren und als Erbringer von Rechtsdienstleistungen.

Mandats-Aggregatoren bedienen eine sehr klar definierte Zielgruppe mit eindeutigem Produktbedarf. So versucht zum Beispiel das Portal „my-right“, die Ansprüche der VW-Kunden im Abgas-Skandal wahrzunehmen.

Einfachheit zieht Kunden an

Dabei setzen solche Portale auf maximale Einfachheit. Es reichen ein paar Mausklicks und schon schließt man sich der Sammelklage an. Mittlerweile versuchen über 30.000 VW-Fahrer ihre Ansprüche mittels dieser Plattform zu sichern.

Weitere Plattformen wie „flightright“ und „refund.me“ sind mittlerweile ebenfalls etabliert und sorgen so für Furore in einem bislang sehr traditionellen Markt.

Dabei schließen Kunden nichts anderes als eine Art Mini-Rechtsschutzversicherung bei diesen Portalen ab. Bezahlt werden muss nur im Erfolgsfall. Zwischen 15 und 30 Prozent der Entschädigungssummen werden als Provision einbehalten.

Versicherer in der Kommunikationspflicht

Für alle Beteiligten ergibt sich eine komfortable Situation. Der Kunde bekommt ohne großen Aufwand einen Großteil der Entschädigungssumme und die Portalanbieter bedienen ein Rechtsgebiet mit äußerst berechenbarem Risiko.

Darüber hinaus sind diese Angebote leicht zu standardisieren und zu skalieren, sodass mit weiterem Wachstum gerechnet werden kann.

Was lernen die Kunden dieser Anbieter? Sie könnten auf die Idee kommen, dass man gar keine Rechtsschutzversicherung mehr benötigt. Hier ergibt sich eine wichtige kommunikative Herausforderung für die Rechtsschutzversicherer.

Versicherer in Konflikt mit Kanzleien

Neben Angeboten, die auf einer mehr oder weniger klaren rechtlichen Situation aufsetzen und damit ein Erfolgsbeteiligungsmodell an den Markt bringen, gibt es noch weitere Angebote, die dazu führen, dass den Rechtsschutzversicherern hohe Kosten entstehen.

Die sogenannten „OWi-Fischer“, also Anbieter, die dem Kunden anbieten, seine Rechte bei Ordnungswidrigkeiten zu vertreten. Diese Kanzleien vertreten Rechtsschutzversicherte und fakturieren ihre Leistungen gegenüber dem Rechtsschutzversicherer.

Mit ihrem Ansatz konterkarieren sie die Steuerungsbemühungen der Versicherer, die in vielen Fällen beispielsweise im Rahmen einer telefonischen Rechtsberatung dem Kunden von weiteren rechtlichen Schritten aufgrund geringer Erfolgsaussichten abraten würden, bzw. den Kunden bei entsprechenden Erfolgsaussichten an eine Vertragskanzlei verweisen würden.

Die Herausforderung für die Rechtsschutzversicherer besteht also darin, die Kunden zu sich statt zu diesen Kanzleien zu leiten. Dabei spielt die Frage eine große Rolle, wie man sich in der digitalen Customer Journey des Kunden richtig positioniert.

Seite drei: Legal-Techs helfen dem Kostendruck zu begegnen

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