„Ein echter Paradigmenwechsel“

„Reformen wie die zur Betriebsrente verschlimmbessern die Situation, weil sie die gesetzliche Rente weiter schwächen und die Versicherten vollends der Willkür der Finanzmärkte unterworfen sind“, heißt es von Seiten der Linken.

Meissner: Ich sehe die gesetzliche Rente und die kapitalgedeckte Vorsorge als komplementäre Systeme. Die gesetzliche Rente soll stark sein und durch eine ebenso starke zweite und dritte Säule ergänzt werden. Natürlich wünscht sich jeder, dass die Niedrigzinsphase dem Ende zugeht. Damit auch in der bisherigen Vorsorgewelt mehr in Aktien investiert werden kann, wäre es allerdings sinnvoll, wenn die bisherigen 100-Prozent-Beitragsgarantien, zum Beispiel bei Riester oder der bAV, auf 80 Prozent abgesenkt werden könnten.

Bemängelt wird auch, das Problem, dass eine Betriebsrente bei häufigen Jobwechseln schnell unrentabel wird, bleibe bestehen.

Meissner: Wenn der neue Arbeitgeber die bisherige Betriebsrente fortführt, ist das für den Beschäftigten gar kein Problem. Wenn er das Kapital portiert, bleibt das Kapital unangetastet. Allerdings erhält der Beschäftigte für den neuen Vertrag nur noch die jeweils gültigen Garantiewerte. Das ist in anderen Ländern, die keine Garantien kennen, vollkommen normal. Auch bei der neuen reinen Beitragszusage gibt es nur noch eine Mitnahme des Kapitals.

Der Vorsitzende des Bundesverbands pauschaldotierter Unterstützungskassen befürchtet, dass der Markt und die Möglichkeiten für Vermittler und Makler durch die Reform sehr viel enger werden. Als Begründung führt er an, dass die Hoheit über die bAV künftig hauptsächlich bei den Tarifparteien liegen werde.

Meissner: Diese These teile ich nicht. Es wird weiter Bereiche geben, in denen – wie bisher – Tarifverträge eine weniger große Rolle spielen und Bereiche, in denen auch neue Versorgungswerke Fuß fassen. Für gut aufgestellte Berater bleibt da genug zu tun.

Interview: Kim Brodtmann

Foto: Angela Pfeiffer

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