Eng damit zusammen hängt auch die Frage, ob und gegebenenfalls wie der Zielmarkt gegenüber dem Anleger kommuniziert wird, ob er zum Beispiel in den Prospekt oder die wesentlichen Anlegerinformationen (wAI) aufgenommen werden muss und inwieweit die BaFin dies kontrolliert. Auch dies blieb auf der Veranstaltung zunächst unbeantwortet. Selbst BaFin-Referentin Heidi Landauer musste passen: Andere Abteilung.
Im Nachgang teilte Gero Gosslar mit, die Zielmarktbestimmung finde nur zwischen Anbieter und Vertrieb statt. Der Anleger bekommt sie demnach nicht zu sehen. Offen bleibt damit allerdings die (auf der Veranstaltung nicht diskutierte) Frage, in welchem Verhältnis die Zielmarktbestimmung zu dem “Profil des typischen Anlegers” steht, das laut KAGB in jedem AIF-Prospekt enthalten sein muss. Doch dazu vielleicht ein anderes Mal mehr.
Der Zielmarkt als Geheimsache passt jedenfalls wenig zu dem, was Ralph Petersdorff, Leiter Sales & Relationship Management Real Assets bei Hansainvest, berichtete. Demnach würden seine Berater die Ansicht vertreten, dass auch für bereits platzierte Fonds nachträglich eine Zielmarktbestimmung notwendig ist – für den Fall, dass die Anteile weiterverkauft werden.
Verwechslung mit Zweitmarkt-KIDs?
Diese Einschätzung wiederum wollte Kobabe nicht bestätigen und eine Zielmarktbestimmung für platzierte Fonds würde erst recht keinen Sinn machen, wenn die Anleger sie ohnehin nicht zu sehen bekommen.
Nicht ausgeschlossen ist insofern, dass Petersdorffs Berater die Zielmarktbestimmung mit der Diskussion über PRIIPs-KIDs für „Altfonds“ am Zweitmarkt verwechselt haben, die sich aber vor drei Wochen durch eine entsprechende Stellungnahme der BaFin erledigt hat. Womöglich verlieren also selbst versierte Fachleute im Regulierungs-Wust den Überblick.
Dialog erforderlich
Insgesamt jedenfalls hinterließ die Veranstaltung nicht den Eindruck, als seien rund um MiFID II wenigstens die grundlegenden Fragen um eine einheitliche Handhabung geklärt. Von Details ganz zu schweigen. Ob und wie der dringend erforderliche Dialog zwischen Anbietern und Vertrieb wirklich stattfindet, ließ sich mangels Anwesenheit der Anbieter nicht überprüfen. Zweifel sind angebracht.
Immerhin scheinen sich – soweit zu hören ist – endlich auch die meisten KVGen ernsthaft mit dem Thema zu befassen. Vielleicht waren sie auch deshalb so spärlich auf dem „Sachwerte Summit“ vertreten, weil sie es sich nicht leisten können, den ganzen Tag auf einer Tagung herumzusitzen, sondern mit Hochdruck daran arbeiten, die Vorschriften noch rechtzeitig umzusetzen. Das wenigstens wäre eine gute Nachricht.
Stefan Löwer ist Chefanalyst von G.U.B. Analyse und betreut das Cash.-Ressort Sachwertanlagen. Er beobachtet den Markt der Sachwert-Emissionen als Cash.-Redakteur und G.U.B.-Analyst insgesamt schon seit mehr als 25 Jahren. G.U.B. Analyse gehört wie Cash. zu der Cash.Medien AG.
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