Es gibt einige Besonderheiten im deutschen Umlagesystem, welche zusätzliche Ansatzpunkte für Reformen liefern. Zum einen wird die Rente nicht nur durch Beiträge finanziert, sondern auch durch steuerfinanzierte Zuschüsse. Letzterer wird immer größer, da sich so der Anpassungsdruck politisch bequem verzögern lässt. Zum anderen nehmen nicht alle am staatlichen Umlagesystem teil. Dies betrifft Arbeitnehmer mit einem höheren Gehalt als auch Selbständige und Beamte.
Gerechtigkeitsfragen hinsichtlich des Umlagesystems
Der erste Punkt (Steuerfinanzierung) führt dazu, dass auch Bevölkerungsgruppen das Umlagesystem finanzieren die nicht daran teilnehmen (dürfen). Dies sorgt zwar für eine breitere und damit stabilere Finanzierungsgrundlage, wirft aber auch Gerechtigkeitsfragen auf. Insbesondere da es auch Selbständige mit einem geringeren Einkommen gibt. Letztlich wird durch die steuerfinanzierten Zuschüsse die Nachhaltigkeit des bestehenden Umlagesystems verschleiert und Handlungsspielräume für andere (Zukunfts-)Investitionen aus dem Budget zunehmend eingeschränkt.
Verhältnis von Beitragszahlern zu Leistungsempfängern ungewiss
Der zweite Punkt (eingeschränkter Teilnehmerkreis) erhöht die Unsicherheit hinsichtlich der Entwicklung des Verhältnisses von Beitragszahlern zu Leistungsempfängern. So ergibt sich neben dem rein demographischen Risiko die Gefahr, dass sich z.B. der Anteil der Selbständigen erhöht und so die Beitragsbasis unerwartet stark wegbricht. Die Liberalisierung des Arbeitsmarktes und die zunehmenden neuen Formen der Arbeit sind bereits Entwicklungen in diese Richtung.
Ziele für das Umlagesystem
Ziel muss es sein, das staatliche Umlagesystem breiter abzustützen und den Teilnehmerkreis zu erweitern. Dies gilt für Angestellte mit einem höheren Einkommen genauso wie für Selbständige. Dadurch würde die Unsicherheit bezüglich der „Teilnehmerdemographie“ reduziert und die Finanzierungsgrundlage stabiler gestaltet. Auch eine zusätzliche Steuerfinanzierung sollte in diesem Zusammenhang weitestgehend abgeschafft werden.
Einführung eines gesamteuropäischen Umlagesystems
Ein weiterer, sehr visionärer Schritt könnte darin bestehen, ein gesamteuropäisches Umlagesystem einzuführen. Deutschland befindend sich gegenwärtig in einer guten wirtschaftlichen Situation und kann dadurch viele Arbeitskräfte aus anderen EU Mitgliedsländern anlocken. Dies dürfte sich jedoch ändern, wenn andere EU-Staaten sich wieder besser entwickeln. Das hierdurch entstehende Risiko für die einzelnen staatlichen Rentensysteme könnte in einem gesamteuropäischen Umlagesystem besser abgefangen werden. Zudem würde es die Altersvorsorge grenzüberschreitender Karrieren sicherer und transparenter machen.
Seite drei: Kapitalgedeckte Altersvorsorge benötigt eine effizientere Risikoverteilung