Die Anfrage erfolgte zwar vor der neuerlichen Insolvenzmeldung, doch schon da fragten die Grünen nicht nur zum Beispiel nach den Vertriebswegen von P&R, den Prospekten und den Maßnahmen der BaFin. Sie wollen unter anderem auch wissen, was die Bundesregierung von dem Vorschlag hält, “Tragfähigkeitsgutachten bei solchen Anlagesummen wie bei P&R verpflichtend einzuführen”.
Schon die Fragestellung lässt auf die weit verbreitete Überzeugung schließen, dass mehr Kontrolle auch mehr Sicherheit bedeutet. Das jedoch ist nicht der Fall. Eher das Gegenteil.
Ein solches Gutachten oder andere Kontrollen erhöhen zwar nicht das Risiko der Anlage. Aber sie verändern die Erwartungshaltung der Anleger. Je mehr von staatlicher Seite und im gesetzlichen Rahmen geprüft und kontrolliert wird, desto weniger werden die Anleger damit rechnen, dass Risiken tatsächlich eintreten können – so deutlich sie auch genannt werden.
Höhere Sicherheit suggeriert
Die Anleger werden glauben, sie können sich auf die Prüfer „verlassen“, was auch immer das heißen soll. Meistens wird damit die Erwartung verbunden sein, dass die Kapitalanlage funktionieren wird. Das jedoch könnten selbst 20 Gutachten nicht leisten. Sie können allenfalls bestätigen, ob die Sache funktionieren kann und vielleicht auf bestimmte Risiken hinweisen.
Das ändert jedoch nichts daran, dass diese oder andere Risiken im Einzelfall trotzdem zum Tragen kommen können. Die Kontrollen und Gutachten bewirken damit letztlich genau das, was gerade linke Politiker und Verbraucherschützer sonst dem Vertrieb regelmäßig vorwerfen: Sie suggerieren eine höhere Sicherheit als die Anlage hergibt und verharmlosen – ungewollt – die Risiken.
Der Reflex, die BaFin habe „versagt“, wird in den nächsten Tagen und Wochen mit Sicherheit allerorten zu hören sein. Das belegt, dass schon die formale Prospektprüfung der Behörde einen solchen Effekt hat. Noch mehr Kontrollen und noch mehr Bürokratie würden den Irrglauben an staatlich kontrollierte Sicherheit weiter verstärken, unternehmerische Risiken reduzieren können sie hingegen nicht.
Ändern allerdings wird diese Erkenntnis wahrscheinlich wenig.
Stefan Löwer ist Chefanalyst von G.U.B. Analyse und betreut das Cash.-Ressort Sachwertanlagen. Er beobachtet den Markt der Sachwert-Emissionen als Cash.-Redakteur und G.U.B.-Analyst insgesamt schon seit mehr als 25 Jahren. G.U.B. Analyse gehört wie Cash. zu der Cash.Medien AG.
Foto: Florian Sonntag