Dax: 30 Jahre Performance „Made in Germany“

Tatsächlich wäre Wohlstand für alle (in memoriam Ludwig Erhard) möglich. Dass dies kein Wunschtraum bleiben muss, zeigen nachfolgend beispielhafte Berechnungen: Angenommen ein Beschäftigter hätte seit 1976 (das Jahr, in dem auch das Mitarbeiterbeteiligungsgesetz verabschiedet wurde) in einen Sparplan auf deutsche Aktien, wie er vom Dax beispielhaft repräsentiert wird,  monatlich 50 D-Mark bzw. etwa 25 Euro eingezahlt und alle zehn Jahre die monatliche Sparrate um fünf Euro erhöht, um die Inflationsentwicklung annähernd auszugleichen, aber auch um den steigenden Löhnen Rechnung zu tragen. Die Einzahlungen des Beschäftigten summieren sich auf etwas mehr als 16.000 Euro. Was hätte sich daraus entwickelt?

Der Beschäftigte, der von Anfang an dabei war und sämtliche Dividendenzahlungen reinvestiert hätte, würde heute über etwas mehr als 133.000 Euro an Kapital verfügen. Die Risikoprämien für Aktien, die reinvestierten Dividenden und der Zinseszinseffekt sind die Treiber hinter diesem Vermögensaufbau.  Bei einer durchschnittlichen Dividendenrendite von 2,5% (Stand: Dezember 2017), wie sie der Dax aktuell ausweist, ergäben sich auf ein angespartes Vermögen von 133.000 Euro eine jährliche Dividendenausschüttung von 3.325 Euro, das sind knapp 280 Euro pro Monat.

Den Deutschen könnte der Dax ca. 2,2 Mal gehören

Hätten damals alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland diesen Sparplan abgeschlossen wären gesamtwirtschaftlich über die 41 Jahre mehr als 2,8 Billionen Euro zusammengekommen. Anders ausgedrückt: Den Deutschen könnte heute der Dax rein rechnerisch knapp 2,2 Mal gehören.

Hätten die Deutschen diesen Sparplan aller Beschäftigten in der Geburtsstunde des Dax begonnen – also vor 30 Jahre – wären 1,1 Billionen Euro zusammen gekommen. Bezogen auf die aktuelle Marktkapitalisierung würde ihnen der Dax dann immer noch zu 86 Prozent gehören.

Wünsche zum 30. Geburtstag

Nicht nur im Interesse aller Anleger, sondern auch im Interesse der deutschen Wirtschaft selbst ist dem Geburtstagskind für die nächsten 30 Jahre nur das Beste zu wünschen, ganz besonders dass,

1.     die deutschen Sparer ihr Geld für sich arbeiten lassen (und nicht umgekehrt). Aktien(fonds) sind ein wichtiger Baustein für die langfristige Geldanlage.

2.     Aktien(fonds) steuerlich für die Altersversorgung gefördert werden. Gerade in Zeiten des Nullzinses muss die Beteiligung an der Risikoprämie, welche Aktien erwarten lassen, beim Kapitalaufbau gefördert werden.

3.     Kursgewinne ab einer bestimmten Haltedauer wieder steuerfrei gestellt werden. Gewinne heute sind erwartete Dividenden morgen – beides zu besteuern ist eine unangemessene Belastung.

4.     die immer noch in der Diskussion befindliche Finanztransaktionssteuer endlich beerdigt wird. Sie ist nichts weiter als eine Mehrwertsteuer, die auf eine Veränderung der Vermögenszusammensetzung (Geld wird in Wertpapiere getauscht, sonst passiert nichts) erhoben wird. Grundlos. Wer investiert, spekuliert nicht. Er unterstützt Wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen.

Der Dax hat eine lange und aufregende Geschichte hinter sich. Auch in Zukunft wird er Höhen und Tiefen erleben. Rendite ohne Risiko wird es nicht geben, aber auch in Zukunft dürfte es lohnenswert sein, sich an der Risikoprämie der im Dax enthaltenen Unternehmen zu beteiligen.

Der Dax, das ist Performance „Made in Germany“.

Autor Hans-Jörg Naumer ist Global Head of Capital Markets & Thematic Research AllianzGI.

Foto: Andreas Varnhorn

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