Regelbasierte Strategien brauchen einen Rahmen, innerhalb dessen gehandelt wird. Dafür lassen sich die Prognosen der großen Häuser nutzen, die um den Jahreswechsel herum veröffentlicht werden.
Aus der Gesamtheit dieser Prognosen entsteht eine Punktewolke an Schätzungen, meist ausgehend vom Jahresendstand des Dax mit deutlich mehr positiven als negativen Schätzungen.
Die Gesamtheit der volkswirtschaftlich fundierten Schätzungen steckt das Terrain ab, in dem die Experten den Markt im Jahresverlauf sehen und spiegelt in ihrer Verteilung die Schwarmintelligenz des Marktes wider.
Meist wird zu positiv geschätzt
Basierend auf den Punkt-Prognosen lassen sich Jahreskanäle definieren, deren obere und untere Begrenzung so gesetzt werden, dass sich alle Prognosen innerhalb dieser Bandbreiten bewegen.
Da meist zu positiv geschätzt wird, werden die Bandbreiten, unterlegt durch statistische Volatilitätsberechnungen, erweitert. Jahreskanäle können für jeden Markt und alle Anlageklassen definiert werden, für die es genügend Prognosen gibt, wie den Dax, zum Euro/Dollar-Wechselkurs oder Gold.
Die Investitionsquoten werden innerhalb dieser Jahreskanäle gesteuert. So wird bei der Aktienquote in den fallenden Markt hinein der Aktienanteil aufgebaut und bei steigenden Notierungen wieder abgebaut.
Extreme Positionen werden verhindert
An der unteren Grenze des Jahreskanals ist die maximal mögliche Aktienquote erreicht, an der oberen Grenze ist die Aktienquote bei null Prozent. Schwankt der Markt, steigen oder sinken die Quoten regelbasiert, also automatisch.
Ober- und Untergrenzen verhindern extreme Positionen bei einem kurzfristigen Überschießen des Marktes. Bewegen sich die Kurse außerhalb der Bandbreiten, verhält sich die Strategie neutral: Es wird nicht gehandelt, bis der Jahreskanal wieder erreicht wird.
Wird eine solche Quotensteuerung mit Eurex-Derivaten umgesetzt, ist dies preisgünstiger als der Kauf und Verkauf des Underlyings. Zudem werden durch den Verkauf von Call-Optionen auf den Dax zur Verringerung der Aktienquote, sowie den Verkauf von Put-Optionen auf den Dax zur Erhöhung der Aktienquote, zusätzlich Prämien generiert.
Vorsicht trotzt Dax-Rallye
Im Durchschnitt liegt die Investitionsquote einer solchen Strategie deutlich unter 100 Prozent. Damit ist sie weit weniger volatil als ein reines Dax-Investment.
Läuft der Dax gut, wird die Strategie zwar eine geringere Wertentwicklung aufweisen als eine prozyklische Anlagestrategie, doch sollte sich dies in der nächsten Korrektur wieder ausgleichen. Der Mehrwert dieser Strategie liegt damit vor allem im Kapitalerhalt und darin, dass sie das Risiko reduziert.
Angefeuert von den Wertpapierankäufen der EZB und unterstützt durch gute konjunkturelle Nachrichten hat der Dax seit nunmehr neun Jahren eine Rallye hingelegt. Ob diese weiterläuft oder nicht, können auch die besten Prognostiker nicht wissen.
Hohe Bewertungen und ein Wechsel in der Zinspolitik mahnen jedoch zur Vorsicht. Möglicherweise ist an der Zeit, auf eine risikoreduzierte, nachvollziehbare Strategie umzuschwenken.
Autor Ulrich Zorn ist Partner bei der CSR Beratungsgesellschaft und verantwortlich für die Betreuung der Fondsmandate.
Foto: CSR
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