Gold: Krisenwährung in der Krise

Der Dollar ist jedoch ein mächtiger Konkurrent: Volkswirte des britischen Analysehauses Capital Economics zeigen, dass der Goldpreis selbst in Krisenzeiten nur dann zulegen kann, wenn zugleich der Dollar schwächelt.

Das bedeutet: Gold wird von vielen Anlegern offenbar nur dann als sicherer Hafen angesteuert, wenn zugleich die Weltreservewährung US-Dollar als Absicherung weniger gefragt ist.

Eng verbunden damit ist ein anderer Belastungsfaktor: das Zinsniveau. Denn so schön Gold auch glänzen mag, es hat einen gravierenden Nachteil gegenüber anderen Finanzanlagen – es wirft keine Zinsen ab.

Nachfrage in Schwellenländern sinkt

Konkurrenz erwächst Gold hier vor allem durch amerikanische Staatsanleihen. Die werfen nicht nur regelmäßig Zinsen ab. „Anleger betrachten Staatsanleihen der USA auch als sicheren Hafen allererster Wahl“, sagt Commerzbank-Experte Fritsch.

Steigen – wie derzeit in den USA – die Zinsen, fällt der Nachteil der zinslosen Goldanlage stärker ins Gewicht, das Edelmetall wird weniger lukrativ. Und es gibt weitere Gründe für die Gold-Schwäche.

Experte Edelmann verweist etwa auf die Kursschwäche von Währungen vieler aufstrebender Volkswirtschaften. Schwellenländer, nicht zuletzt die krisengeschwächte Türkei, sind große Gold-Nachfrager. Geben deren Währungen nach, sinkt auch die Gold-Nachfrage von dort.

„Krisenstimmung noch nicht ausgeprägt genug“

Experte Fritsch kann sich zudem vorstellen, dass sich bei Anlegern eine Art „Krisen-Müdigkeit“ eingestellt hat: „Man muss sich nur die steigenden Kurse am US-Aktienmarkt vor Augen führen. Von Krisenstimmung kann im Grunde keine Rede sein.“ Infolge der Flut an Hiobsbotschaften könnten Anleger schlicht abgestumpft sein – und deshalb weniger Gold kaufen.

Auch wenn offensichtlich wenig für eine rasche Gold-Renaissance spricht – komplett schwarz sehen Fachleute für das Edelmetall nicht. Zumindest das Gröbste der Talfahrt sei überstanden, meint Experte Edelmann.

Sein Kollege Fritsch argumentiert grundsätzlich: „Gold hat seinen Status als Krisenschutz nicht verloren. Vielmehr ist die Krisenstimmung noch nicht ausgeprägt genug, damit Gold profitiert.“Ein Lichtblick sei gerade in der extrem negativen Marktstimmung gegenüber Gold zu sehen. „Zurzeit wetten so viele Anleger gegen Gold wie noch nie.“

Sollte sich zeigen, dass diese Wetten nicht aufgehen, der Goldpreis also plötzlich steige, müssten sich die Spekulanten mit Gold eindecken. Das würde dem Goldpreis zugute kommen. (dpa-AFX)

Foto: Shutterstock

 

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