Wie sind Sie selbst in der Finanzdienstleistungsbranche gelandet, nachdem Sie die Ausbildung bei der Sparkasse absolviert hatten, waren Ihnen, wie so vielen Bankangestellten, die Vorgaben des Geldinstituts zu unflexibel?
Benz: Nein, es war nicht meine Motivation, zu wechseln. Ich war noch sehr jung, habe im Innendienst gearbeitet und hatte als Mitarbeiter in der Leasingabteilung nur wenig Kontakt zum Endkunden. Es waren andere Gründe, die mich von der Bank weggetrieben haben. Sie hat einfach nicht mehr zu mir und meinen Bedürfnissen gepasst. Abgesehen davon empfand ich es als sehr herausfordernd, den ganzen Tag in einem Büro zu sitzen. Mit verschiedenen Menschen zu tun haben, möglichst an verschiedenen Orten, war damals schon reizvoll für mich.
Ich habe nicht proaktiv gesucht, sondern bin von einem sehr guten Freund, der ebenfalls eine Bankausbildung gemacht hat, angesprochen worden. Er hatte ein Unternehmen kennengelernt, von dem er glaubte, dass es sehr gut zu mir passen würde. Das war damals mein Schritt in Richtung Swiss Life Select. Ich habe mich total verliebt in die Dienstleistung. Aspekte wie objektive, ganzheitliche Beratung, flexible Freizeiteinteilung und Selbstständigkeit haben mich begeistert. Irgendwann fragte man mich, ob ich mir zutrauen würde, ein Team aufzubauen. Ehrlich gesagt, war ich total gerührt, dass man mich damals gefragt hat. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich das Thema Finanzvertrieb noch gar nicht hundertprozentig verstanden.
Zehn Jahre später hatte ich dann eine Direktion aufgebaut, sprich die höchste Position, die es gibt, erreicht. In der Folge habe ich dann neue Herausforderungen gesucht und habe sie als Vertriebsvorstand bei Proventus gefunden. Hier habe ich die Chance, meine gesammelte Vertriebserfahrung einzusetzen und Neues zu kreieren. Es ist eine großartige Aufgabe, die mir viel Freude bereitet.
Neben Ihrer Vorstandstätigkeit sind Sie auch Familienvater, der zwischen Hannover und Köln pendelt. Was ist Ihr Tipp zum Erreichen einer ausgeglichenen Work Life Balance?
Benz: Das Problem ist tatsächlich nur die Logistik. Ansonsten klappt das wunderbar. Ich arbeite seit vielen Jahren nur montags bis donnerstags. Im Homeoffice checke ich natürlich meine Emails, telefoniere, mache auch mal eine Telefonkonferenz. Aber ich trage dann keinen Anzug und bin zu Hause in meiner Wohnung. Montags bis donnerstags ist vollgepackt, da gibt es dann für mich auch keine klassischen Arbeitszeiten. Das hat den großen Vorteil, dass ich nachmittags nochmal ein paar Kollegen trainieren und inspirieren oder mich mit einem Kollegen nach Feierabend austauschen kann. An diesen vier Tagen kommt keine Langeweile auf.
Aber ich mag es dann auch, wenn ich auf der zweieinhalb Stunden dauernden Fahrt nach Köln die Arbeitswoche ein wenig hinter mir lassen kann. Wenn ich dann dort eintreffe, merke ich, wie der Pulsschlag hochgeht. Ein waschechter Kölner lässt sich eben nur schwer in eine andere Stadt verpflanzen.
Interview: Frank O. Milewski
Foto: Franz Fender