Siege können auch Niederlagen sein

Ohnehin ist das Provisionsabgabeverbot eine von Maklern verkannte Bedrohung. Ich weiß, dass viele Makler sich darüber freuen und die Motive dafür kann man auch gut nachvollziehen. Niemand will mit dem Kunden seinen Verdienst diskutieren. Die Vorstellung, nach ausführlicher Beratung den Kunden wegen einer Bestechung mittels Provisionsabgabe zu verlieren, ist unangenehm. Doch hinter diesen unangenehmen Vorstellungen – von denen in der Praxis wohl eher überzeugungsschwache Maklerkollegen betroffen sind – verbirgt sich eine Wahrheit: Jedes Unternehmen sollte in einer freien Marktwirtschaft selbst über seine Einnahmen und Preise bestimmen dürfen.

Ein Provisionsabgabeverbot ist dem Grunde nach nichts anderes als eine Einschränkung der unternehmerischen Freiheit. Wenn ein Handwerker schneller als erwartet fertig wird und seinen Kunden dafür belohnt, indem er seine Rechnung kürzt, gutieren wir ihn alle als fairen und vorbildlichen Geschäftspartner. Wenn ein Versicherer gut wirtschaftet, Überschüsse erzielt und diese an Kunden ausschüttet, freuen wir uns für unsere Kunden. Warum also darf ein leistungsfähiger effizient arbeitender Kollege dann nicht auch seine Provision hernehmen und den Kunden beteiligen?

Man mag über diese Frage streiten, doch egal wie man dazu steht: Tatsächlich werden schon heute überall Versicherungsprämien gesenkt, indem auf Provisionen verzichtet wird. Nur wird diese Möglichkeit exklusiv Versicherern vorbehalten. Die Konzerne gründen einfach einen Direktversicherer und tun dort genau das, was sie dem Makler durch ihre Lobbyarbeit verbieten lassen: Man kalkuiert die Provisionen ganz oder teilweise heraus und sichert sich so exklusiv die Zielgruppe der Direktkunden und die stetig wachsende Zielgruppe der Onlinekunden gleich dazu. Weil die Versicherer Maklern den Preis der Vermittlung über ihre Provisions- & Courtagelisten vorschreiben dürfen, haben sie es vollkommen in der Hand, uns Maklern unsere Kalkulationsfreiheit zu nehmen; diese so zu gestalten, dass wir von einem wachsenden Markt ausgeschlossen werden.

Seite drei: Wirkungsvoller Verteidigungsmöglichkeit beraubt

1 2 3Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments