Schwellenländer: Wieder einsteigen oder abwarten?

Unter dem Strich halten sich unterstützende und belastende Faktoren die Waage – das dürfte die Volatilität in der Anlageklasse vorerst auf erhöhtem Niveau halten. Nach der Gegenbewegung im laufenden Jahr sind die Kapitalmärkte der Schwellenländer aber vergleichsweise günstig bewertet. Als Beimischung im Depot bieten sich langfristig orientierten Anlegern auf dem aktuellen Kursniveau daher durchaus Einstiegsmöglichkeiten.

Insgesamt sollte die Divergenz zwischen den einzelnen Schwellenländern hoch bleiben. 2018 zählten auf US-Dollar oder Euro lautende Staatsanleihen Argentiniens und der Türkei zu den Papieren mit der schlechtesten Wertentwicklung. Die negativen Schlagzeilen beider Staaten trugen auch dazu bei, dass sich die Anlegerstimmung gegenüber der gesamten Anlageklasse eintrübte. Allerdings stellen Argentinien und die Türkei nur einen kleinen Teil des äußerst inhomogenen Schwellenländer-Universums. Weitaus günstiger stellt sich die Lage beispielsweise in Indonesien dar. Nicht nur die Wachstumsraten des Landes entwickeln sich positiv, auch die Inflation ist niedrig und die Auslandsverschuldung überschaubar. Auch Anleihen aus Katar versprechen angesichts der zu erwartenden Aufnahme des Emirats in einen wichtigen Rentenindex Potenzial. Nach vorne gerichtet dürften die sorgfältige Länderanalyse und -selektion deshalb noch stärker an Bedeutung gewinnen.

Unternehmensanleihen mit geringsten Schwankungen

Innerhalb der Schwellenländer bieten auch Unternehmenspapiere Chancen. Die laufende Verzinsung der Anlageklasse liegt in der Regel zwar unter dem Niveau vergleichbarer Staatspapiere, im Gegenzug weisen Unternehmensanleihen aber geringere Schwankungen auf. Auch im laufenden Jahr erwiesen sich die Papiere als schwankungsärmste und defensivste Anlageklasse unter den Schwellenländer-Investments. Angesichts des robusten weltwirtschaftlichen Umfelds und der geringen Ausfallquoten dürfte sich diese Entwicklung vorerst fortsetzen.

Das Lokalwährungssegment weist indes eine deutliche höhere Volatilität auf – und verbuchte 2018 entsprechend auch den deutlichsten Kursabschlag. Bleibt die Fed im Autopilot-Modus und setzt sich die US-Dollar-Stärke weiter fort, wird das herausfordernde Marktumfeld für Lokalwährungspapiere auf Sicht Bestand haben. Langfristig orientierte Investoren finden Anlagechancen deshalb eher im Bereich der auf US-Dollar oder Euro lautenden Staats- und Unternehmensanleihen.

Autor Stephan Hirschbrich ist Leiter Rates bei Union Investment.

Foto: Union Investment

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