Die ruppige Intervention der BaFin ist vermutlich einer der Gründe für den ECON-Vorstoß. Und sicherlich ist die neuerliche Verschiebung besser, als die Sache auf Biegen und Brechen durchzudrücken. Doch die gesamte PRIIPs-Regulierung wird dadurch endgültig zur Farce, und mit einem Neustart auf Level 1 würde das ganze Theater wieder fast bei Null beginnen.
Dennoch ist nicht zu erwarten, dass selbst bei einer kompletten Neufassung der Level-1-Verordnung eine Kernfrage wirklich geklärt wird: Was soll das Ganze? Warum müssen die kollektiven Kapitalanlagen inklusive Anlage-Versicherungen unbedingt europaweit normiert werden?
Transparenz und Vergleichbarkeit sind gut und schön. Doch schon der Versuch, so unterschiedliche deutsche Produkte wie AIF-Sachwertanlagen, Wertpapierfonds und Kapitallebensversicherungen in das gleiche Korsett zwängen zu wollen, ist zum Scheitern verurteilt. Die Gleichmacherei ist womöglich sogar kontraproduktiv: Sie erschwert am Ende auch, dass die Anleger vor lauter Zahlensalat die grundlegenden Unterschiede noch erkennen können.
Wie Gurken und Bananen zusammen
Und warum in aller Welt müssen die in Deutschland angebotenen AIFs unbedingt auf die gleiche Art und Weise dargestellt werden wie die Konzepte, die vielleicht in Spanien, Griechenland oder Finnland üblich sind, die hierzulande aber kein Mensch kennt oder gar kaufen kann (und umgekehrt)? Wem soll das nützen?
Die unterschiedlichen Produkte europaweit in einen gemeinsamen Rahmen pressen zu wollen, gleicht zudem in etwa dem Versuch, zusammen mit den Gurken auch die Bananen normieren zu wollen – und zwar auf die gleiche Art und Weise und mit der gleichen Krümmungsvorschrift.
Auch dafür könnten die Behörden auf noch so vielen Levels Verordnungen, Q&A und Auslegungshilfen schreiben, wie sie wollen: Es kann nur Kokolores dabei herauskommen. Das habe ich im letzten Jahr schon einmal geschrieben. Die EU-Bürokraten allerdings werden es wahrscheinlich auch nach der zehnten PRIIPs-Revision nicht einsehen.
Stefan Löwer ist Chefanalyst von G.U.B. Analyse und betreut das Cash.-Ressort Sachwertanlagen. Er beobachtet den Markt der Sachwert-Emissionen als Cash.-Redakteur und G.U.B.-Analyst insgesamt schon seit mehr als 25 Jahren. G.U.B. Analyse gehört wie Cash. zu der Cash.Medien AG.