Was wir immer vergessen, ist, die Schrift ist nichts Natürliches. Sie ist eine komplizierte und im Vergleich zur Sprache sehr limitierte Kulturtechnik.
Man muss Gedanken in abstrakte Zeichen zerlegen und nach den aktuellen Regeln der Rechtschreibung zu Worten verbinden, diese nach den Regeln der Grammatik in Satzform anordnen und lesbar niederschreiben, damit der Empfänger die Zeichen richtig deutet und den Sinn bestmöglich entschlüsseln kann.
Im Gegensatz dazu muss man Gedanken mittels Sprache nur aussprechen und übermittelt dabei nicht nur, was man sagt, sondern auch gleichzeitig wie. Man benötigt also keine Emojis, um zusätzlich zur Schrift Emotionen zu transportieren.
The Future is now
So unvorstellbar es erscheinen mag und so traurig es für jemanden klingt, der wie ich das Lesen und Schreiben liebt, aber in der Zukunft wird Schrift zunehmend obsolet. Dabei reden wir nicht von einer fernen Zukunft.
Denn wie Ihnen die drei Beispiele am Anfang und die Zahlen in diesem Artikel zeigten, hat diese Zukunft schon längst begonnen. Und die damit verbundenen gesellschaftlichen Auswirkungen können unmöglich überschätzt werden.
Wir werden mittelfristig nahezu alles Alltägliche mit Sprache steuern. Überall wo wir bisher mit der Hand interagierten, werden wir in Zukunft die Stimme nutzen. Was natürlich auch den Menschen in seinem Sein verändert.
Ebenso wie es uns verändert, wenn Kommunikation nur noch per Sprache und nicht mehr per Schrift passiert. Es werden sich Wissen und Bildung ändern. Ob zum Positiven oder Negativen wird sich zeigen.
Seite fünf: Schon Sokrates kritisierte Schrift