„Mandatslösungen sind stark im Kommen“

Das Thema ESG scheint derzeit in der Fondsbranche größere Kreise zu ziehen. Auch Amundi hat unlängst einen ambitionierten ESG-Aktionsplan für die kommenden drei Jahre verkündet. Was ist konkret geplant?

Vogl: Das ist richtig, der Plan ist sehr ambitioniert, aber auch sehr wichtig. Amundi managt derzeit mehr als 1,4 Billionen Euro, davon 280 Milliarden Euro nach nachhaltigen Kriterien. Der Plan sieht vor, dass im Jahr 2021 sämtliche von Amundi verwalteten Assets nach ESG-Kriterien gemanagt werden. Das bedeutet, dass wir ESG nicht mehr nur als separate Einheit in der Organisation verankern. Vielmehr sollen in jeden Investmentprozess nachhaltige Kriterien integriert werden, und wir werden für jeden Fonds ein ESG-Rating zur Verfügung stellen.

Darüber hinaus wollen wir natürlich auch in den Hauptversammlungen und im Dialog mit den Unternehmen die Thematik aufgreifen. Wir nutzen also nicht einen Ausgrenzungs-, sondern einen Bewertungsansatz.  Ein Team von Amundi-Spezialisten analysiert derzeit 5.500 Unternehmen und vergibt ESG-Ratings von A bis G. Diese Ratings sind die Grundlage dafür, bestimmte Aktien über- oder unterzugewichten oder sie vollständig aus den Portfolios auszuschließen. Diese Methodologie werden wir auf alle Fonds systematisch bis 2021 umsetzen.

Letzte Frage, was können wir 2019 abgesehen von einer Verstärkung der ESG-Thematik von Amundi erwarten?

Vogl: Es gibt ein paar große Überschriften, die wir bedienen wollen. Ein großes Thema ist in Deutschland nach wie vor, wie wir es als Branche gemeinsam mit unseren Vertriebspartnern schaffen – aus Sparern Anleger zu machen. Die beliebtesten Assetklassen der Deutschen, das zeigen Statistiken für die letzten zehn Jahre, sind nach wie vor das Sparbuch und die Lebensversicherung. Das heißt, die Hausse an den Aktienmärkten ist erneut nahezu vollständig am deutschen Sparer vorbeigegangen.

Und wenn dieser ausschließlich auf dem Sparbuch Geld liegen hatte, hat er sich in den letzten Jahren sogar teilweise noch selbst enteignet. Um dieser Entwicklung gegenzusteuern, setzen wir auf konservative Multi-Asset-Lösungen, allerdings nicht immer mit einem Einstiegszeitpunkt, sondern eher in Tranchen, um auch etwaige Kursschwankungen zu glätten.

Ein weiteres Thema betrifft den steigenden Bedarf an laufenden Erträgen. Die Babyboomer-Generation marschiert Richtung Rente, Zinsträger gibt es keine mehr, das heißt, wir brauchen Produktlösungen, die den Anlegern regelmäßige Erträge bringen. Wir bieten diesbezüglich eine ganze Reihe von Income-Fonds, welche die Ausschüttung in den Vordergrund stellen. Darüber hinaus wird es verstärkt um unkorrelierte Portfoliobausteine gehen, beispielsweise in Form von Absolute-Return-Produkten.

Teil 1 des Interviews mit Evi C. Vogl lesen Sie hier.

Interview: Frank O. Milewski

Foto: Alexander von Spreti

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