Die Auswirkungen von Stress und andere psychische Probleme sind im Land von Fleiß und Pünktlichkeit weiterhin ein Tabuthema. Nur 34 Prozent der Befragten können mit Kollegen offen über ihr mentales Wohlbefinden sprechen – mit dem Arbeitgeber können das sogar nur ein Viertel (25 Prozent).
Vielmehr steht die Angst im Raum, dass ein offener Umgang mit dem Thema negative Folgen haben könnte. 17 Prozent geben an, dass Kollegen benachteiligt wurden, weil sie offen über psychische Krankheiten gesprochen haben.
Gesunder vs. kranker Stress
„Stress alleine macht nicht krank sondern kann sogar beflügelnd wirken. Entscheidend ist aber, dass sich Phasen der Anspannung und Entspannung abwechseln und mittelfristig im Gleichgewicht stehen“, erklärt Martin Keck, Chefarzt und Direktor der Klinik des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München.
„Wenn man die Fähigkeit zur Regeneration verliert, man sich beispielsweise nicht einmal mehr im Urlaub erholen kann, ohne an die Arbeit zu denken, dann ist das ein großes Warnsignal.
Zunehmend sind Unternehmen heute für die Burnout-Problematik sensibilisiert und haben ein Interesse daran, dass ihre Leistungsträger wieder gesund werden bzw. gesund bleiben – deshalb ist es so wichtig, darüber zu reden. Zeitdruck, Arbeitsklima, dauernde Verfügbarkeit aber auch eigene, überhöhte Ansprüche müssen auf den Prüfstand.“
Frauen leiden stärker unter den Auswirkungen von Stress
Offenbar spielt bei Stress am Arbeitsplatz auch das Geschlecht eine Rolle: Während sich 30 Prozent der Männer häufig oder immer gestresst fühlen, sind es bei den Frauen 37 Prozent. Bei 20 Prozent von ihnen löst darüber hinaus der bloße Gedanke an den Arbeitsplatz bereits Unwohlsein aus – unter den männlichen Kollegen haben nur 14 Prozent dieses Problem.
Ebenfalls eklatant ist der Unterschied bei Diskriminierung und Mobbing: Knapp ein Drittel (31 Prozent) der Frauen beklagen negative Auswirkungen durch Diskriminierung oder Mobbing im Job, unter den Männern ist es nur jeder Fünfte (21 Prozent). Frauen geben also zu fast 50 Prozent häufiger an, von den Folgen von Mobbing oder Diskriminierung betroffen zu sein.
„Wir empfehlen Arbeitgebern und Arbeitnehmern einen offeneren Umgang mit dem Thema mentale Gesundheit“, sagt Jochen Doppelhammer, Country Manager und Leiter des Produktmanagement bei LinkedIn für den deutschsprachigen Raum. „Mitarbeiter sollten nicht das Gefühl haben müssen, dass es sich um ein Tabuthema handelt.
Probleme offen ansprechen
Stattdessen sollten wir uns gegenseitig ermutigen, Probleme – etwa eine ungesunde Stressbelastung – klar anzusprechen. Das ist aus ethischen, genauso wie aus wirtschaftlichen Gründen wünschenswert, denn letztendlich sind glückliche und gesunde Mitarbeiter auch immer die besten Mitarbeiter.
Gezielte Präventionsmaßnahmen sind deshalb sehr wichtig, angefangen bei Ausgleichsmöglichkeiten, über Beratungs- und Coaching-Angebote bis hin zu Sucht- und Mobbingprävention. Dass Frauen häufiger unter Stress leiden und von Diskriminierung sowie Mobbing stärker betroffenen sind, ist beunruhigend und sollte besondere Beachtung finden.“
LinkedIn hat das unabhängige Marktforschungsinstitut YouGov Deutschland GmbH mit der Durchführung der zitierten Umfrage beauftragt. Die Antworten wurden in einer Online-Befragung ermittelt, an der 1.056 Berufstätige mit fester Anstellung (sämtlicher Branchen und ausgenommen Selbstständige und Freiberufler) teilnahmen. Die Befragung lief vom 21. bis zum 25. März 2019.
Bilder: obs/LinkedIn Corporation