Besser als ihr Ruf: Babyboomer leben digitaler als gedacht

„Video-on-Demand-Anbieter erreichen Baby-Boomer mit ihren Inhalten und Eigenproduktionen derzeit nur bedingt“, sagt Klaus Böhm, Leiter Media & Entertainment bei Deloitte. „Wollen die Anbieter für Babyboomer attraktiver werden und hier mehr Wachstum generieren, müssen sie die spezifischen Wünsche dieser Zielgruppe stärker als bisher berücksichtigen.“

Deutlich aufgeschlossener sind die Babyboomer bei sozialen Medien und digitalen Kommunikationskanälen. Besonderer Beliebtheit erfreut sich der Messenger-Dienst WhatsApp. Hier liegt der Nutzeranteil bei den 55- bis 74-Jährigen mit 83 Prozent nur noch unwesentlich unter dem altersübergreifenden Durchschnitt von 88 Prozent.

Keine Scheu vor Social Media: Jeder zehnte Babyboomer ist auf Snapchat

In den sozialen Netzwerken ist fast eine Art digitale Aufholjagd der Babyboomer zu beobachten: 44 Prozent nutzen Facebook auf ihrem Smartphone, 2016 waren es nur 32 Prozent. Selbst Instagram und Snapchat werden inzwischen mit 17 beziehungsweise 10 Prozent von einem nennenswerten Anteil der 55- bis 74-Jährigen angenommen.

Dabei kommt die Nutzung quasi aus dem Nichts: 2016 lag der Anteil für Instagram bei 3 Prozent und für Snapchat bei gerade mal 1 Prozent. Soziale Netzwerke und Kommunikationsplattformen gehören mittlerweile für die meisten Deutschen zum digitalen Alltag, die Babyboomer sind da keine Ausnahme.

Neben der vernetzten Hardware und den digitalen Inhalten braucht es eine entsprechend leistungsfähige Kommunikationsinfrastruktur. Die Anforderungen der Babyboomer an die Mobilfunkanbieter unterscheiden sich nicht grundlegend vom altersübergreifenden Durchschnitt, allerdings setzen die 55- bis 74-Jährigen andere Schwerpunkte:

„Sie haben bei neuen Kommunikationsdiensten stark aufgeholt“, sagt Dr. Andreas Gentner. „Eine spezifische Ansprache der 20 Millionen Babyboomer ist für die Netzbetreiber aber weiter möglich und sinnvoll, beispielsweise über einen herausragenden Kundenservice. Dieser kommt bei ihnen tendenziell besser an als das Hervorheben komplexer Technologien wie LTE oder 5G.“

Babyboomer sind kritische Kunden

Auch eine gute Sprachqualität sowie die Verfügbarkeit von WiFi-Hotspots sind ihnen bei Mobilfunkangeboten wichtiger als dem Durchschnitt. Auf diese Bedürfnisse einzugehen, kann sich für die Anbieter durchaus lohnen, da die tendenziell recht zahlungskräftigen Babyboomer etwas weniger auf die Kosten achten als andere Altersgruppen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Babyboomer digitaler als ihr Ruf sind. Die aktuellen Marktforschungsergebnisse von Deloitte zeigen, dass die 55- bis 74-Jährigen neue technologische Entwicklungen durchaus annehmen. In den vergangenen zwei Jahren ist die Lücke zu jüngeren Altersgruppen in vielen Bereichen deutlich kleiner geworden.

Dies gilt jedoch nicht pauschal, denn die Babyboomer sind eine anspruchsvolle Kundengruppe, die den Wert neuer Angebote kritisch hinterfragt.

 

Foto: Shutterstock

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