USA dürften Handelskrieg mit China nicht so leicht gewinnen

Zwischen dem 1. und dem 10. Mai ist das Verhältnis von Gewinn- zu Verlustpotenzial bei A-Aktien und im Hang Seng Index (in dem H-Aktien erhebliches Gewicht haben) um 5,5 Prozent auf 0,98 beziehungsweise 0,96 gesunken. Im gleichen Zeitraum verschlechterte sich dieser Kennwert für den S&P 500 um 13 Prozent auf 0,89.

Mit anderen Worten: an den Optionsmärkten hat in den letzten Wochen ein Umdenken stattgefunden. Die Preise signalisieren nun, dass chinesische Aktien aus Sicht der meisten Marktteilnehmer ein potenziell besserer Kauf sind als US-Aktien. Das mag zum Teil daran liegen, dass China anders als die USA eine Reihe von Gegenmitteln zur Verfügung hat, um mögliche negative Auswirkungen des Handelskriegs zu kompensieren.

Sollte Präsident Xi aus politischen Motiven nicht gewillt sein, den USA Zugeständnisse zu machen, könnte Peking überdies die Suche nach einer Einigung verschleppen, da die Kosten, die ein solches Verhalten verursachen würde, vielleicht gar nicht so hoch wären. Dringend auf einen Erfolg angewiesen ist vielmehr die US-Seite, denn für sie gilt eine unverrückbare Deadline, auf die Präsident Trump absolut fokussiert ist: die US-Präsidentschaftswahlen des Jahres 2020.

Die Waffen der Haushalts- und Geldpolitik

China kann seine Wirtschaft jederzeit mit haushaltspolitischen Instrumenten ankurbeln, um mögliche wirtschaftliche Bremseffekte der Handelszölle auszugleichen. Laut einer Meldung von Bloomberg News vom 16. Mai stehen der Zentralregierung und den lokalen Behörden in China nicht verbrauchte Haushaltsmittel in Höhe von 3,65 Billionen US-Dollar zur Verfügung. Zur Verdeutlichung: Diese Summe entspricht der gesamten jährlichen Wirtschaftsleistung Deutschlands.

Mit den Geldern können bei Bedarf Projekte der öffentlichen Hand finanziert werden. Eine Erhöhung der staatlichen Ausgaben in großem Stil würde der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt kurzfristig neuen Schwung verleihen. Vergleichbare stimulative Maßnahmen zur Eindämmung kurzfristiger negativer Effekte von Zöllen wären in den USA praktisch unmöglich.

Zeit ist ein wichtiger Faktor

Erstens würde bis zur Umsetzung entsprechender Programme viel Zeit vergehen, und zweitens ist kaum zu erwarten, dass das von den Demokraten beherrschte Repräsentantenhaus zusätzliche Ausgaben für Infrastrukturprojekte bewilligen würde, die dann möglicherweise Trumps Chancen auf eine Wiederwahl erhöhen würden.

Nicht ganz anders ist das Bild bei der Geldpolitik. Wie der Chef der Federal Reserve Bank von New York, John Williams, am 14. Mai erklärte, erhöhen Zölle tendenziell die Inflation. Dieser Effekt wird noch verstärkt, wenn die Währung des Gegenübers, in diesem Fall also der Yuan, nicht frei gehandelt wird und infolgedessen nicht in dem Maße an Wert verliert, wie es der Höhe der Zölle eigentlich entspräche (seit Beginn des Handelsstreits hat der Yuan allerdings sehr wohl nachgegeben).

 

Seite 3: China kennt derlei Beschränkungen nicht

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