Gerade ältere Menschen haben oftmals Hemmungen, finanzielle Unterstützungen oder Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hinzu kommt, das insbesondere die Prüfung durch den Medizinischen Dienst oft als belastend empfunden.
Bahr: Das ist nachvollziehbar. Wer möchte sich gern von anderen prüfen lassen oder davon abhängig sein, dass andere ihm helfen? Wir möchten selbstbestimmt sein, solange wir können. Irgendwann geht das allerdings nicht mehr. Dann den Schritt zu machen und Hilfe zu beantragen, braucht Zeit. Als privater Krankenversicherer haben wir Medic Proof als Prüfdienst. Ich schaue mir bei uns die Berichte regelmäßig an. Zudem wird Medic Proof regelmäßig extern überprüft.
Und da bekommen wir von vielen Seiten positive Rückmeldungen, übrigens auch von den gesetzlichen Krankenkassen. Um eines kommen wir aber nicht umhin: Die Prüfung wird eine herausfordernde Angelegenheit bleiben, weil teils intime Fragen gestellt werden müssen. Und wer gibt schon gern zu, dass er Hilfe benötigt? Es ist auch für viele eine Überwindung, jemand anderen entscheiden zu lassen, wie viel Geld man erhält.
Wo sehen Sie die großen Herausforderungen beim Thema Pflege?
Bahr: Wir müssen das Thema Pflege in die gesellschaftliche Mitte bekommen. Denn es geht darum, den Menschen Lösungen anzubieten. Und wir müssen sie dazu bringen, sich mit dem Problem zu beschäftigen und es nicht nach hinten aufzuschieben. Es geht dabei auch um Fragen wie: Was können wir für neue Wohnformen tun? Was können wir dafür tun, dass wir uns in der Nachbarschaft stärker unterstützen? Wie können wir mehr Pflegekräfte motivieren und ihnen mehr Wertschätzung geben?
Zum einen brauchen wir eine gesellschaftliche Debatte. Zum anderen müssen wir als Versicherungsbranche unsere Produkte weiter verbessern. Eine Herausforderung in den kommenden Jahren wird sicherlich sein, Produkte auch Älteren anbieten zu können, die das Thema zu lange aufgeschoben haben. Bei allem, was wir in diesem Zusammenhang tun, sehen wir uns bei der APKV nicht nur als Kostenerstatter, sondern als Partner.
Braucht es neue Ansätze und andere Produkte?
Bahr: Grundsätzlich ja. Zugleich bin ich vorsichtig, wenn ich Ansätze sehe, die offenkundig nicht nachhaltig sind. Bei der Pflegeabsicherung sprechen wir von Produkten, die über einen sehr langen Zeitraum greifen. Finanzstärke ist dabei ein entscheidendes Kriterium für einen Versicherer der Wahl. Wir werden unserem Ruf gerecht und bieten seriöse Beratung und umfassende Lösungen für eine verlässliche Absicherung. Produkte sollten halten, was sie versprechen.
Für meinen Geschmack gehört zum Beispiel nicht nur eine hohe Absicherung für den Pflegegrad 5 in ein Produkt, denn nur wenige kommen in diesen Pflegegrad. Das Gros der Betroffen wird in den Graden darunter eingestuft. Insofern gehört eine bedarfsgerechte Absicherung auch bei anderen Pflegegraden zu den Eigenschaften eines nachhaltigen Produktes. Das bieten wir und zusätzlich die Möglichkeit, diese Absicherung noch weiter aufzustocken. Für uns ist es ein Anliegen, gute Produkte anzubieten.
Das Interview führte Jörg Droste.
Foto: Allianz Deutschland AG