bAV: „Viele stehen einem Konzept ohne Garantien kritisch gegenüber“

Da Sicherheit häufig mit Garantien gleichgesetzt wird, stehen viele einem Konzept ohne Garantien zunächst kritisch gegenüber. Dies sollten Tarifparteien und Politik ernst nehmen.

Die Skepsis gegenüber aktienbasierter Altersvorsorge ist extrem verbreitet. Was müssten die Firmeninhaber oder Unternehmer tun, damit die betriebliche Altersvorsorge im Rahmen des Sozialpartnermodells ein Erfolg wird?

Puschinski: Der Erfolg der betrieblichen Altersversorgung liegt in dem Vertrauen, das Mitarbeiter in das System setzen. Dieses darf nicht verspielt werden. Dazu bedarf es intelligenter Sicherungssysteme und professioneller Kommunikation. Dies sollte allerdings nicht dazu führen, dass die Chancen einer rendite-trächtigeren Kapitalanlage mit generationenübergreifenden Sicherungsmechanismen verspielt werden.

Hier sind viele Unternehmen dem Anbietermarkt voraus. Während sich bei der reinen Beitragszusage teilweise Anbieter mit unveränderten, sicherheitsbetonten Kapitalanlagestrategien in Stellung bringen, betreiben Unternehmen bereits – jenseits der reinen Beitragszusage – entsprechende moderne Modelle und überzeugen damit ihre Belegschaften.

Welche Bedeutung spielt die bAV – gerade vor dem Hintergrund einer alternden Belegschaft? Ist die bAV, wie die bKV, nicht ein sehr gutes Instrument zur Mitarbeitergewinnung und Bindung?

Puschinski: Eine bedarfsgerecht empfundene bAV bietet einen erheblichen Mehrwert für Arbeitgeber. Dies zeigt unser Survey. 58 Prozent der Arbeitnehmer mit einer bedarfsgerechten bAV sehen diese als einen wichtigen Grund an, um bei ihrem Arbeitgeber zu bleiben.

72 Prozent der Befragten mit einer bedarfsgerechten bAV geben an, dass sie gern bis zur Pensionierung bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber bleiben würden. Spannend ist, dass dies auf alle Mitarbeitergruppen zutrifft – sowohl junge als auch ältere.

Es gibt mehrere Millionen klein- und mittelständische Betriebe mit fünf bis zehn Beschäftigten. Wie lassen sich in diesen Unternehmen Arbeitgeber und Mitarbeiter erreichen?

Puschinski: Für Kleinbetriebe brauchte es schlanke, gut überschaubare interne Prozesse – die betriebliche Altersversorge hingegen gilt als kompliziert. Darauf zu verzichten, ist aber keine Lösung, denn auch Mitarbeiter in Kleinunternehmen erwartet von ihren Arbeitgebern, dass sie sich aktiv um das Thema kümmern.

Für eine weitere Verbreitung der bAV gerade in Kleinbetrieben bedarf es daher einfacher Lösungen und verlässlicher Rahmenbedingungen für die Arbeitgeber.

Welche Änderungsempfehlungen würden Sie dem Gesetzgeber auf den Weg geben?

Puschinski: Bereits vor dem Betriebsrentenstärkungsgesetz waren die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen für die bAV sehr komplex. Durch das Gesetz werden sie nun noch komplexer, wie fast drei Viertel der Unternehmen in einer Umfrage von Willis Towers Watson sagen. Hier sollte der Gesetzgeber ansetzen.

Außerdem sollte er auf die allseits bekannten Erwartungen der Unternehmen, die bereits eine bAV anbieten, eingehen. Sie erhofften sich schon vom BRSG vor allem eine Absenkung des steuerlichen Rechnungszinses, die Abschaffung der Doppelverbeitragung in der Sozialversicherung sowie geeignete Rahmenbedingungen für eine schlanke Umsetzung und Verwaltung der bAV.

 

Das Interview führte Jörg Droste.

Foto: Willis Towers Watson Deutschland

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