Diabetes und Adipositas: Volksleiden prägen den Healthcare-Sektor

Auch der Markt für digitalisierte Diabetiker-Produkte unterliegt einer starken Veränderung. App-gesteuerte kontinuierliche Glukosemessungen (CGM) ermöglichen nicht nur eine bessere Einstellung und eine Reduktion von unterzuckerbedingten Krankenhausaufenthalten, sondern bedeuten für den betroffenen Patienten auch eine größere Flexibilität und Unabhängigkeit.

Unternehmen wie Abbott Laboratories, aber auch jüngst Apple haben mit einem adaptiven Blutzuckermessgerät einen Markt für sich entdeckt, der auf 31 Milliarden US-Dollar in 2022 geschätzt wird.

Folgekrankheiten von Diabetes und Adipositas sind enorm

Weltweit leiden ungefähr 850 Millionen Menschen an Nierenerkrankungen – das sind doppelt so viel wie Diabetiker. Diabetes ist wiederum für 20 bis 30 Prozent aller chronischen Nierenerkrankungen weltweit verantwortlich. Oft hilft nur noch eine Nierentransplantation oder eine Dialyse.

Weltweit soll die Anzahl der Dialyse-Patienten in 2025 auf 5 Millionen ansteigen. Über eine halbe Millionen US-Amerikaner sind derzeit auf eine Dialyse angewiesen. 90 Prozent der amerikanischen Patienten werden in Nierenzentren behandelt, davon sind knapp 50 Prozent der anfallenden Kosten Personalkosten. Allein die öffentliche Krankenversicherung Medicare gibt dafür jährlich rund 35 Milliarden US-Dollar aus.

Der Dialysemarkt ist quasi ein Duopol – geteilt zwischen dem deutschen Unternehmen Fresenius Medical Care und dem US-Konkurrenten DaVita.

Mit der abgeschlossen NxStage-Akquisition könnte Fresenius Medical Care den Heim-Dialyse Markt neu definieren und würde nicht nur einen Mehrwert für den Patienten schaffen, sondern auch die Kosten reduzieren. US-Präsident Trump teilt diese Einschätzung und möchte bis 2025 80 Prozent der Dialyse-Patienten mit einer Heim-Dialyse behandeln lassen oder eine Nierentransplantation ermöglichen.

Leberschäden betreffen mehr als jeden Zweiten

Auch viele Patienten, die von nicht alkoholbedingtem Leberschaden (NASH) betroffen sind, haben unter anderem Übergewicht, Typ-2 Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und/oder metabolisches Syndrom. Am häufigsten wird NASH bei Patienten zwischen 40 und 60 Jahren diagnostiziert. Momentan sind keine pharmakologischen Behandlungsmethoden von NASH zugelassen.

Jüngste klinische Studien waren leider enttäuschend. Der Markt ist weiter heiß umkämpft, sowohl bei möglichen Neuzulassungen als auch bei Übernahmekandidaten. Novo Nordisk, Intercept, Marginal Pharmaceutical als auch Genfit sind hier spannende Kandidaten für mögliche Zulassungen.

Laut dem französischen Biotech-Unternehmen Genfit leiden 70 Prozent der diabetischen und adipösen Patienten über 50 Jahren an NASH, der Hauptursache von Lebererkrankungen in Industrieländern.

NASH lässt sich bislang nur mit Leberbiopsie, also einer invasiven Maßnahme diagnostizieren. Allerdings gibt es auch von Genfit einen Antrag für ihren NASH-Schnell-Test. Mit Hilfe von Biomarkern im Blut soll eine NASH-Erkrankung diagnostiziert werden können.

GlobalData prognostiziert, dass der NASH Markt in den USA und den größten europäischen Ländern mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 63 Prozent bis 2026 einen Wert von 18,3 Milliarden US-Dollar erreichen könnte. Die aktuellen Statistiken für die USA deuten darauf hin, dass die mit NASH verbundenen Gesundheitskosten bei rund 5 Milliarden US-Dollar liegen. Dies bietet einen attraktiven Markt für Pharma- und Biotech-Unternehmen sowie für potenzielle Investoren.

Fazit: Innovative und auf Folgekrankheiten spezialisierte Unternehmen im Blick

Für Investoren sind klassische Pharmaunternehmen mit hohem Diabetes-Fokus am naheliegendsten, um in den Wachstumsmarkt Diabetes zu investieren. Hierbei sollten insbesondere Firmen im Vordergrund stehen, die Diabetes-Präparate mit gleichzeitig positiven kardiovaskulären Endpunktstudien aufweisen. Denn aktuell führen Zulassungsstellen dies als Kriterium für eine problemlosere Kostenerstattung auf.

Attraktive Investments können auch besonders innovative Medizintechnik-Unternehmen sein, da die Kombination aus besserer Krankheitssteuerung und größerer Unabhängigkeit bzw. Flexibilität sowohl für Kostenträger als auch betroffene Patienten relevant ist. Für risikofreudigere Anleger sind Biotech-Unternehmen mit dem Schwerpunkt Folgekrankheiten durchaus interessant.

Foto: Picture Alliance

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