EZB: Auf der Suche nach Gleichgewicht

Die EZB signalisierte, die Zinsen möglicherweise zu senken. So wurde die vorherige Aussage, dass die Zinsen noch bis mindestens Mitte 2020 auf dem aktuellen Niveau bleiben, erweitert um „auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bis mindestens Mitte 2020“.

Anpassung weiterhin für den September erwartet

Verbessert sich die Konjunktur in den kommenden Monaten nicht deutlich, ist deshalb von einer Zinssenkung auszugehen. Die EZB hat in ihrer Pressemitteilung zudem explizit die Möglichkeit eines Tiering im Einlagenzins sowie ein neues Asset Purchase Programm erwähnt.

Zwar war bereits bekannt, dass die EZB dabei ist, solche Maßnahmen zu prüfen. Die explizite Erwähnung in der Pressemitteilung festigt allerdings die Erwartung, dass diese zum Einsatz kommen könnten, sollte sich die Konjunktur nicht erholen.

So bestätigt die EZB die Erwartungen „ihre Instrumente gegebenenfalls anzupassen“ – voraussichtlich im September bei der nächsten Sitzung, wenn neue Konjunktur- und Inflationsprognosen angekündigt werden. Auch gibt die EZB ihren vorherigen Aussagen etwas Nachdruck – nicht zuletzt um das Enttäuschungspotenzial auf den Märkten einzufangen.

Ziel: Zinskurve drücken

Gleiches gilt für die Aussage, dass die EZB ein symmetrisches Inflationsziel verfolgt: Nach Jahren der Niedrigzinsphasen sind durchaus höhere Inflationsraten konsistent mit dem Inflationsziel, und die EZB muss dann nicht aufgrund eines Anstiegs der Inflationsrate sofort an der Zinsschraube drehen.

Diese Aussage sowie die mögliche Einführung einer Staffelung des Einlagenzinses sollen das zukünftig erwartete Zinsniveau senken und damit die Zinskurve drücken bzw. verflachen.

Die Tatsache, dass die Inflationsprognosen der EZB unter ihrem Ziel liegen, lässt darauf schließen, dass die EZB ihre geldpolitische Ausrichtung in den kommenden Monaten weiter lockern wird.

Die EZB hat sich mächtig ins Zeug gelegt

Zinsstaffelung und weitere -senkungen, ein erneutes Aufkaufprogramm sowie die Betonung eines symmetrischen Inflationsziels – alles Maßnahmen, die im Raum stehen – nur nicht aktuell.

Konjunktur und Inflation in der Euro-Zone lassen jedoch wenig Raum für Zweifel: Die EZB wird ihre Geldpolitik weiter lockern – voraussichtlich mit den neuen Makroprognosen im September. Draghi bestätigt somit die Erwartungen weiterer Zinssenkungen – heute eher mit Worten als mit Taten.

 

Foto: Shutterstock

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