Berlin – Büroentwicklungen jenseits der Komfortzone

Andererseits ist Berlin die einzige deutsche Stadt mit gleich vier großen Universitäten, von denen drei bereits von der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder ausgezeichnet wurden.

Diese jungen Fachkräfte verstärken nicht nur von Jahr zu Jahr die etablierten Berliner Unternehmen – gerade unter Absolventen aus den wirtschaftswissenschaftlichen und technischen Disziplinen ist die Gründungsrate einer aktuellen KPMG-Umfrage zufolge besonders hoch.

Wie aber sieht es vor diesem Hintergrund mit den Büroimmobilienprojekten aus, die zurzeit entwickelt werden?

Untätigkeit lässt sich den Immobilienentwicklern jedenfalls nicht vorwerfen: Mit einem Neubau-Flächenumsatz von etwa 80.000 Quadratmetern im zweiten Quartal 2019 wurde der Vergleichswert aus dem Vorjahreszeitraum CBRE zufolge um 43,3 Prozent übertroffen.

Über die Nachhaltigkeit dieser Entwicklungen lässt sich in Einzelfällen jedoch streiten: Nach wie vor werden zahlreiche Objekte eher schematisch nach altbewährten Kriterien und vor allem im Hinblick auf größere Unternehmen an den scheinbar etablierten Vorzugslagen entwickelt.

Diese Herangehensweise mag Aufwand und Kosten sparen, und vergleichsweise zügig Flächen auf den Markt bringen, die sich in der aktuellen Marktlage relativ einfach vermieten (oder für Immobilieninvestoren: verkaufen) lassen.

Auf lange Sicht ist die Marktlage jedoch fragwürdig

Denn einerseits werden die Flächen oft gemäß dem Status quo entwickelt, ohne dass sie zukünftige Nutzungsanforderungen einschließen und somit spätestens im zweiten oder dritten Mietzyklus nicht mehr gefragt sind.

Für langfristig orientierte Bestandshalter ergibt sich spätestens ab diesem Punkt ein handfestes Problem, um den Cashflow sicherzustellen.

Andererseits sind die Flächenzuschnitte für Start-ups in der Regel zu groß beziehungsweise zu unflexibel – und befinden sich häufig in Mikrolagen mit zu hohen Mietpreisen. Oder anders gesagt:

Allzu oft werden die Berliner Start-ups den Coworking-Anbietern überlassen, obwohl sich ein klassischer Büromietvertrag bereits nach wenigen Jahren erwiesenermaßen rentiert.

Akteure suchen einen Mittelweg

Daher sollten die Akteure der Immobilienbranche – Entwickler und Investoren gleichermaßen – den Mut zu beweisen, außerhalb der eigenen gedanklichen Komfortzone zu agieren und auch größere Büroprojekte in Lagen und mit Flächenzuschnitten zu realisieren, die für Jungunternehmen erschwinglich sind.

Denn zahlreiche dieser Akteure suchen einen Mittelweg zwischen Potsdamer Platz und Adlershof, und genau dies könnten Stadtviertel wie Friedrichshain, Moabit oder auch Reinickendorf bieten.

Wird diesen Unternehmen die Möglichkeit gegeben, durch intelligente Flächen- und Vermietungskonzepte einzelne Areale sukzessive anzumieten, ist dies nicht nur eine ideale Vorbedingung für eine langfristig vermietbare Immobilie mit stabilen Wertzuwächsen, sondern trägt zugleich dazu bei, dass die wirtschaftliche Erfolgsstory Berlin um weitere Kapitel ergänzt werden kann.

 

Foto: Shutterstock

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