Innerhalb einer Epoche gibt es vier Generationen (in der jüngsten Epoche zunächst die Generation „Silent“, dann die „Baby Boomers“ und die „Generation X“ bis zu den „Millennials“). Jede Generation ist charakterisiert durch wiederkehrende Überzeugungen, Haltungen und psychologische Muster, die bereits die entsprechenden Generationen vorangegangener Epochen prägten.
Jede Epoche dauert 22 Jahre
Innerhalb einer Epoche gibt es zudem vier Phasen oder „Wendezeiten“, die dann beginnen, wenn eine Generation das Erwachsenenalter erreicht, und 22 Jahre dauern. Die gesamten Wechselbeziehungen zwischen den Generationen sind ausschlaggebend für die Merkmale und Ereignisse jeder Wendezeit.
Die vierte Wendezeit jeder Epoche ist geprägt von einer Krisenphase, die die Gesellschaft bis ins Mark erschüttert und den Gang der Zivilisation grundlegend verändert.
Die Höhepunkte der letzten vierten Wendezeiten in den USA waren der Zweite Weltkrieg, der Bürgerkrieg und der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg.
Die Belege, die Howe und Strauss für die Existenz der lebenslangen Generationszyklen erbringen, sind in unseren Augen durchaus überzeugend. Sie sagten einen Auslöser für eine Krise vorher, der die vierte Wendezeit etwa um das Jahr 2005 einläuten würde. Der Höhepunkt wäre dann etwa 2020 erreicht.
Kritische Wendezeit ist 2023 überstanden
Wenn die Geschichte tatsächlich der Theorie von Howe und Strauss folgt, so waren die Auslöser die weltweite Finanzkrise 2008 und der Eintritt der Millennials in das Erwachsenenalter. Diese Phase würde ihren Höhepunkt etwa im Jahr 2023 erreichen.
Laut Howe und Strauss stellt die vierte Wendezeit eine kritische Schwelle für das Überleben einer Nation dar. Der Weg bis zum Höhepunkt dieser Entwicklung ist geprägt von Merkmalen wie der Wiederkehr autoritärer Regierungen, Wahlen, bei denen ein Einparteiensystem etabliert oder zementiert wird, und politischen Unruhen.
Die sich jeweils nicht an der Macht befindende politische Kraft warnt vor einer bevorstehenden Katastrophe und scheint diese gar zu begrüßen.
In den USA wächst die Kluft nicht nur zwischen Arm und Reich, sondern auch zwischen Einwanderern und Einheimischen, und das Zugehörigkeitsgefühl zur jeweils eigenen Bevölkerungsgruppe gewinnt an Bedeutung.
Im Mittelpunkt steht eine Krise
Der Höhepunkt kann mit wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen, technologischen, ökologischen, politischen oder militärischen Krisen verbunden sein. Manche dieser Aspekte spielen eine untergeordnete oder gar keine Rolle, andere bahnen sich ihren Weg in die Gesellschaft, schwellen an und verzweigen sich immer weiter.
Viele der für eine vierte Wendezeit typischen Merkmale, die 1997 zu erkennen waren, prägen offensichtlich auch heute das Bild: autokratische Regierungen in Russland, China und in anderen Ländern; politische Spaltung in den USA, Großbritannien und anderswo; Warnungen vor der Klimakatastrophe; ungleiche Vermögensaufteilung; Flüchtlingskrisen in den USA und Europa.
Unschwer ist in dieser Gemengelage ein Funke vorstellbar, der eine Kettenreaktion mit harten Gegenreaktionen und weiteren Krisen auslöst.
Das große Rad dreht sich weiter
Auch andere Vordenker haben langfristige Zyklen ausgemacht, die ihrer Auffassung nach in den nächsten zehn Jahren zu wirtschaftlichen und politischen Schwierigkeiten führen werden. In einer Rede im Jahr 2016 vor der New Yorker Notenbank erläuterte Ray Dalio von Bridgewater einen langfristigen Schuldenzyklus, der 50 bis 75 Jahre dauert.
Der Höhepunkt ist erreicht, wenn die Verschuldung nicht viel weiter steigen kann und die Maßnahmen der Zentralbanken an die Grenzen ihrer Effektivität gelangen. In einem Aufsatz von Juli 2019 beschreibt Dalio einen „Paradigmenwechsel“ an den Märkten, der mit dem Ende des Schuldenzyklus zusammenfällt, wenn die Verwahrung von Geld in Form von Bargeld und Anleihen nicht mehr sicher ist.
Damit einhergehen werden massive Auseinandersetzungen zwischen Anhängern einer stärker kapitalistisch und einer eher sozial geprägten Wirtschaftsordnung sowie externe Konflikte.
Seite 4: Was die nächste Hochphase bringt