Welt ohne Kompass?

Mehr denn je komme es daher auf die Selektion einzelner Unternehmen und Branchen an – Chancen seien auch in diesem Marktumfeld unverändert gegeben. So lägen die durchschnittlichen Dividenden selbst bei hoch bewerteten defensiven Aktien deutlich oberhalb der Renditen am Zinsmarkt.

Neue historische Zinstiefs

Ein völlig anderes Weltbild zeichnen die internationalen Zinsmärkte. In der Eurozone wurden im August sogar neue historische Zinstiefs erreicht. Fallende Zinsen stehen nicht nur für geldpolitische Experimente von Notenbanken, sondern nach Lehrbuch vor allem für sich verschlechternde Konjunkturaussichten. Wer auf europäische Renditen blickt, erwartet eine tiefgreifende, mehrjährige Rezession.

Böckelmann ist überzeugt: „Wie sonst sollte man als in Euro denkender Investor Käufe von Zinspapieren rechtfertigen, die auf zehn Jahre einen sicheren nominalen Verlust von 10 % sowie einen zu erwartenden realen Verlust unter Berücksichtigung selbst fallender Inflationsraten von mehr als 20 % bedeuten.

Die europäische Notenbank EZB ist bemüht, als Hüterin der Eurozone bereits heute alle Marktteilnehmer davon zu überzeugen, mit einem Geldsegen jeder konjunkturellen Gefahr zu begegnen und somit in seiner wirtschaftlichen Wirkung wieder indirekt Staatsfinanzierung durch den Aufkauf dieser Zinspapiere zu betreiben.“

 Konsequenz fürs Portfolio

Dieser sehr nachrichtenintensive und schwankungsreiche August war für den Portfoliomanager Anlass, sein strategisches Profil bei der Aktienauswahl durch die Kriterien der ihm wichtigsten Merkmale wie Bilanzqualität und strukturelles Wachstum weiter zu schärfen:

„Bei aus unserer Sicht überbewerteten und rezessionsanfälligen Titeln wurden Gewinne mitgenommen. Anlagen in Zinsinstrumenten bleiben herausfordernd. Hier haben wir unser Engagement in US-amerikanischen und chinesischen Staatsanleihen als Rezessionsschutz erhöht, während wir in Europa unverändert keine Gelegenheiten sehen. Unsere Krisenversicherung Gold haben wir in nahezu allen Strategien etwas ausgebaut, unsere durchschnittlichen Kassepositionen kaum verändert.“

Im September legt Böckelmann sein Augenmerk vor allem auf Draghis letzte EZB-Sitzung, für die von den Marktteilnehmern bereits große Erwartungen in Richtung weiterer Zinssenkungen und Zweitmarktkäufen eingepreist werden.

Foto: Euroswitch

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