Die Bank of England ging sogar noch weiter mit ihrer Empfehlung, dass Stresstests einen Rahmen schaffen sollten, anhand dessen Banken und Versicherungen herausgefordert werden können, ihren Umgang mit Umweltrisiken zu erläutern.
Auch Finanzunternehmen werden auf diese Stresstests reagieren und ihre Notfallplanung beschreiben müssen. Leitende Bankangestellte haben darauf hingewiesen, dass die Bank of England zweifellos an den Aufräumarbeiten infolge eines klimabedingten Notfalls beteiligt sein wird, selbst wenn das Vorgehen von der Regierung festgelegt werden sollte.
Ende vergangenen Jahres zeigte das Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank, Benoît Cœuré, in einer Rede auf, wie klimabedingte Risiken die Wirtschaft durch erhöhte Kreditaufschläge, vermehrtes Vorsichtssparen und sogar eine zukünftige Finanzkrise beeinträchtigen könnten.
Er hinterfragte, wer für die Folgen extremer Wetterverhältnisse wie landwirtschaftliche Verluste, die Auswirkungen von Preisschüben bei Rohstoffen, Hochwasserschäden usw. zur Verantwortung gezogen würde. Wenn der CO2-Emittent zahlen soll, wie berechnet man dann die Kosten, wo die Auswirkungen doch einen unendlichen Zeithorizont haben?
Kritische Sicht auf die Aktivitäten der Zentralbanken
Außerdem ist zu berücksichtigen, dass die (bislang) größten Emittenten die entwickelten Volkswirtschaften waren. Viele Küstenstädte, die vom Anstieg des Meeresspiegels am stärksten gefährdet sind, befinden sich jedoch in der aufstrebenden Welt. Wie sollten Emittenten Betroffene in anderen Ländern entschädigen?
Es ist erst vier Jahre her, dass der Präsident der Bank of England, Mark Carney, seine richtungsweisende Rede zum Klimawandel gehalten hat und ihm daraufhin eine schleichende Ausweitung seiner Kompetenzen vorgeworfen wurde. Die Lage hat sich schnell geändert. In den zwölf Monaten bis März 2019 befassten sich 21 Reden von Vertretern der Zentralbanken mit dem Thema.
Mit Ausnahme von zweien stammten sie alle von Mitgliedern des Network for Greening the Financial System (NGFS), eines Netzwerks der Zentralbanken, das Ende 2017 als „Koalition der Willigen“ gegründet wurde, nachdem eine G20-Gruppe für nachhaltige Finanzwirtschaft am Widerstand der US-Regierung scheiterte. Das NGFS begann mit acht Gründungsmitgliedern; mittlerweile besteht es aus 36 Mitgliedern und 6 Beobachtern.
Skepsis zur Umsetzung bei den Zentralbanken
Bleibt die Frage, ob bestehende Zentralbankmandate ein Klimaschutzziel beinhalten? Studien der Universität London haben die Verordnungen von über 100 Zentralbanken untersucht und herausgefunden, dass 16 davon ausdrücklich ein Nachhaltigkeitsziel erwähnen. Weitere 38 Zentralbanken verfügten allerdings über Mandate, die eine Anforderung zur Unterstützung nationaler Politik formulieren.
Das Team der Universität London erklärt, dass, wenn Regierungen das Pariser Einkommen unterzeichnet haben (und 189 Länder haben dies getan), lokale Zentralbanken ein De- facto-Mandat zur Unterstützung von Politiken haben, die sich dem Klimawandel widmen.
Wie genau Zentralbanken die Sorge um den Klimawandel allerdings in ihre Mandate integrieren werden, ist abzuwarten. Anleger im Allgemeinen und die Finanzdienstleistungsbranche im Besonderen sollten jedoch die Augen aufhalten, wenn Finanzaufsichtsbehörden anfangen, ihr Mandat etwas großzügiger auszulegen und verstärkt auf die steigende Temperatur des Planeten zu achten.
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