Scholz skeptisch: Bleiben Kleinsparer von EZB-Strafzinsen verschont?

Geschäftsbanken müssen derzeit 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Die Währungshüter könnten diesen negativen Einlagensatz weiter ins Minus senken – möglicherweise schon bei der nächsten EZB-Sitzung am 12. September. Ziel der Notenbank ist, die Kreditvergabe und so die Wirtschaft im Euroraum anzukurbeln. Das soll auch die Inflation anschieben.

2, 3 Milliarden Euro / Jahr an Kosten

Nach Angaben des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) kostet der Negativzins allein Banken in Deutschland bereits jetzt rund 2,3 Milliarden Euro im Jahr. Für die Institute im Euroraum sind es demnach insgesamt 7,5 Milliarden Euro.

Eine Verschärfung des Strafzinses würde die Branche in Europa weiter schwächen, warnte BdB-Präsident Hans-Walter Peters. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hatte am Mittwoch kritisiert: «Langfristig ruinieren diese Niedrigzinsen das Finanzsystem.»

Sollte die EZB den Zins weiter ins Minus senken, würde die jährliche Belastung der deutschen Geldhäuser nach Angaben von Peters auf 2,9 Milliarden Euro steigen, für die Banken im Euroraum würde sich die Zinslast demnach auf 9,5 Milliarden Euro erhöhen.

Gros der Privatkunden bislang verschont

Einzelne Institute geben die Strafzinsen der EZB bereits seit einiger Zeit an Unternehmen oder große Investoren wie Fonds weiter. Und selbst reiche Privatkunden werden in manchem Haus zur Kasse gebeten.

Das Gros der Privatkunden ist bis dato verschont geblieben – denn im umkämpften deutschen Bankenmarkt ist die Sorge groß, Kunden zu verprellen. Vertreter von Banken und Sparkassen machten zuletzt jedoch deutlich, dass es für die Branche immer schwieriger werde, die Lasten des andauernden Zinstiefs abzufedern.

Hufeld fordert Veränderungen am Geschäftssystem

Bafin-Präsident Hufeld äußerte sich bei der Frankfurter Tagung besorgt angesichts der «Erosion der Profitabilität» im deutschen Bankensystem. Deutschlands Banken müssten dringend etwas an ihren Geschäftsmodellen ändern. Diese beruhten bisher im Wesentlichen «auf zinstragenden Elementen». Er glaube nicht, «dass dieses Modell in den nächsten zehn Jahren weiter funktionieren kann», sagte Hufeld.

Nach Einschätzung Hufelds dürfte die Branche auch in den kommenden zehn Jahren im Umbruch bleiben. «Wir werden nicht schmerzfrei aus der Sache herauskommen», stellte der Bafin-Chef klar. Er rechne mit Fusionen von Banken, aber auch damit, dass einige Institute aus dem Markt verschwinden werden. (dpa/AFX)

 

Foto: Shutterstock

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