Dementsprechend drastisch fallen auch die Reaktionen der befragten Wohnungsunternehmen auf die Einführung eines Mietendeckels aus. Neben einer Verlagerung der Investitionstätigkeiten in andere Städte (15%), dem Stopp geplanter Ankäufe von Bestandswohnungen (12%) ist auch mit einem Stopp von Modernisierungen und Sanierungen (14%) zu rechnen. Damit zeigt sich, dass es vor allem im Bereich des Mietwohnungsmarktes zu weniger Neubau, vermehrten Umwandlungen zu Eigentumswohnungen und einer Vernachlässigung des Wohnungsbestandes kommen wird. In der Konsequenz steht der Mietendeckel nicht nur im Widerspruch zum wohnungspolitischen Ziel, mehr Wohnraum zu schaffen, sondern führt unweigerlich zu einer Verschärfung der Wohnraumknappheit. Dabei bilanziert Berlin, das zwischen 2014 und 2018 mit insgesamt knapp 5 Prozent neben Leipzig das höchste Bevölkerungswachstum unter den Großstädten in Deutschland aufweisen konnte, bereits seit Jahren einen erheblichen Nachfrageüberhang. Schätzungen des gegenwärtigen Defizits im Wohnungsneubau liegen aktuell bei über 100.000 neuen Wohnungen und das trotz eines hohen Bauüberhangs. Damit wird es in Zukunft gerade für die Mieterinnen und Mieter, die man mit dem Gesetzentwurf schützen wollte, noch schwieriger werden, ihren Verhältnissen adäquate Mietwohnungen zu finden.
Nachhaltiger Schaden für den Standort Deutschland
Aber nicht nur die tatsächliche Umsetzung des Entwurfs zum Mietendeckel hätte massive Auswirkungen auf das Investitionsklima. Vielmehr zeigt die Befragung der Unternehmen, die am deutschen Wohnungsmarkt aktiv sind, dass sich der wohnungspolitische Kurs in Deutschland bereits jetzt auf die langfristigen Geschäftsstrategien der befragten Unternehmen auswirkt – so beabsichtigen rund 28 Prozent der Unternehmen geplante Investitionen zu stoppen und/oder in andere Märkte und Teilmärkte auszuweichen (36%). „Allerdings ist in Zukunft nicht nur der Neubau von Relevanz, sondern vielmehr eine hohe Bautätigkeit im Allgemeinen. Zum einen wird mit den demographischen Veränderungen, wie einer zunehmenden Singularisierung, auch der Ersatzbedarf am Wohnungsmarkt weiter steigen. Und zum anderen ist zur Erreichung der Klimaziele der Bedarf an energetischen Sanierungen anhaltend hoch, insbesondere vor dem Hintergrund, dass ein Großteil des Wohnungsbestandes aus den 1960er-70er Jahren stammt und damit ohnehin schon einen hohen Sanierungsbedarf aufweist. Zu der bereits schrittweise abgesenkten Modernisierungsumlage würde ein Mietendeckel die Investitionsanreize zusätzlich reduzieren“, so Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany.
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