Für welche der drei Möglichkeiten wir uns entscheiden, ist im Grunde egal – jede Entscheidung führt dazu, dass die Situation, so wie sie sich gerade zeigt, als von einem selbst so entschieden erlebt wird. Wir erleben uns selbstwirksam. Fragen Sie sich:
1. Was müsste der andere tun, was müsste anders sein, damit es
mir besser geht? Was brauche ich?
2. Und wie kann ich selbst dafür sorgen?
3. Was habe ich also für Wahlmöglichkeiten?
Wir können entweder die Situation ändern oder uns selbst. Egal welchen Weg der kognitiven Umstrukturierung zum persönlichen Empowerment wir gehen, letztlich dient jeder Prozess dazu, die eigene Resilienz zu stärken, womit ich zum letzten wichtigen Baustein im Zusammenhang mit Burn-out komme möchte. Resilienz gilt als das Präventiv gegen Stress und Burn-out, aber keiner weiß so richtig, was das ist oder wie das geht. Resilienz ist ein Begriff aus der Materialwirtschaft und meint die Fähigkeit eines Gegenstands, seine Form unter Druck zu verändern und danach wieder in seine Ursprungsform zurückzugehen – und eben nicht am Druck zu zerbrechen.
In der psychischen Gesundheit meint es die psychische Widerstandskraft. Manchen ist sie in die Wiege gelegt, jeder andere kann sie lernen. Resilienz kann jedoch nicht per se gelernt werden, sondern ist das Ergebnis von dem, was wir tun. Das Konzept der Resilienz gehört zur Salutogenese, basiert also darauf, das zu tun, was uns gesund hält (was nicht zwingend das Gegenteil von dem ist, was uns krank macht). Demnach brauchen wir im Grunde nur etwas Bestimmtes zu tun, um resilienter zu werden. Dabei können Sie sich an den sieben Säulen der Resilienz orientieren: Optimismus, Akzeptanz, Orientierung auf die Lösung, verlassen der Opferrolle, Übernehmen der Verantwortung für das eigene Leben, neue Netzwerke aufbauen und Zukunft planen und gestalten.
Sie sind nicht Burn-out, sie haben Burn-out
Zusammengefasst lässt sich sagen: Es macht einen großen Unterschied, wenn Sie sich bewusst machen: Sie sind nicht Burn-out, sondern sie haben Burn-out. Diese Erkenntnis ist eine wichtige Voraussetzung, um aus einem Burn-out wieder herauszufinden, da sie uns aktiviert, handlungsfähig macht: Was wir haben, können wir auch wieder loswerden. Und zwar genau dann, wenn wir dazu bereit sind. Es geht also grundsätzlich darum, eine Entscheidung zu treffen: Bewege ich mich oder nicht?
Eine Wiederherstellung ist bei einem Burn-out so lange möglich, wie er nicht in einer Krankheit mündet wie einer Depression oder anderen klar abgrenzbaren Diagnosen – diese gehören in ärztliche Hände. Über die Vermittlung von Entspannungstechniken und Stressbewältigungsstrategien hinaus geht es bei Burn-out um die Reflexion eigener Ansprüche, Ideale und Ziele sowie um die Thematisierung von Konflikten und Problemen. Hier kann letztlich auch ein kurzer Aufenthalt in einer Klinik oder die engmaschige Begleitung durch einen Coach oder Berater Wunder wirken. Was heißt das jetzt für die Zukunft? Welche Anfrage stellt die steigende Zahl von Burn-out-Erkrankungen an Arbeitgeber und Arbeitnehmer? Darum soll es im dritten Teil der Serie gehen.
Autorin Mareike Fell ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und betreibt in Hamburg eine Praxis für systemische Einzel-, Paar- und Familientherapie. Darüber hinaus ist sie als Beraterin und Trainerin in der externen Mitarbeiterberatung für das Fürstenberg Institut tätig. www.diesinnstiftung.de
Den ersten Teil der Serie lesen Sie hier.
Foto: Rike Schulz