Der Markt läuft auseinander
„Während einzelne Anbieter selbst mit negativen Nettoverzinsungen noch hohe Gesamtüberschüsse erzielen würden, benötigen andere Renditen von drei Prozent und mehr, um nicht in die roten Zahlen zu laufen.
Beim Ertragskraft-Garantie-Check die Frage im Vordergrund, inwieweit die Lebensversicherer mit ihren Erträgen insgesamt in der Lage sind, die Garantien inklusive der ZZR zu finanzieren. Hierfür werden die wesentlichen Ertragskomponenten und Bilanzpuffer mit den Rechnungszinsen in Beziehung gesetzt und in einer Kennzahl (EKG-Quote) ausgedrückt.
Mit der gesunkenen Rechnungszinsanforderung ist 2018 bei nahezu allen Unternehmen die EKG-Quote gestiegen. Im Marktdurchschnitt für 2018 lag sie bei 418,26 Prozent und spiegelt laut Assekurata eine gut vierfache Überdeckung der Rechnungszinsen wider.
Für 2019 erwartet die Rating-Agentur dass die EKG-Quote auf rund 400 Prozent absinkt. Dies bedeutet, dass das Ertragspotenzial der Branche theoretisch noch ausreicht, um die Rechnungszinsanforderungen im Geschäftsjahr 2019 rund vier Mal zu finanzieren.
„Ein solcher Schrittwürde aber die Überschussbeteiligung der Kundenmassiv beeinträchtigen und gleicht daher einem Extremszenario. Gerade deshalb eignet sich die EKG-Quote aber als Standhaftigkeits-Kennziffer, welche die Ertragssituation von Lebensversicherern vergleichbar macht“, sagt Herrmann.
Mit steigenden ZZR-Zuführungen dürften die EKG-Quoten auch in den Jahren nach 2019 vielfach nach unten zeigen. Bei einigen Unternehmen liegt die Quote schon heute nur noch bei gut 200 Prozent, also einer lediglich zweifachen Überdeckung.
Vergleicht man die Marktposition einzelner Anbieter unter HGB mit derjenigen unter Solvency II, so deuten die Ergebnisse oftmals in dieselbe Richtung.
Dies zeigt sowohl der Abgleich mit den Solvenzquoten als auch mit den künftigen Gewinnen. Schwache EKG-und Solvenzquoten bedeuteten aber nicht zwangsläufig, dass die betroffenen Lebensversicherer unter dem Strich kein Geld verdienen, betont Assekurata.
Denn einige der Gesellschaften liegen beim Return-on-Revenue sogar über dem Marktdurchschnitt. „Je nach Perspektive weichen die Studienergebnisse aus Kunden-und Eigentümersicht stark voneinander ab“, schlussfolgert Heermann. „Ein Unternehmensvergleich anhand nur einer Kennzahl ist daher zu pauschal und wo möglich irreführend.“ (dr)
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