Grüne Betriebsrente: Der Spurwechsel in der bAV

Doch wenn man den Kreis in Sachen Nachhaltigkeit größer ziehe und auf ökologische und soziale Anlagethemen bei den Versicherungstarifen achte, dann sehe die Welt ein wenig anders aus, so Baer: „Wir erleben bei den meisten Unternehmen, mit denen wir sprechen, dass die Themen Nachhaltigkeit und bAV in der Regel bisher vielfach unbekannt ist. Die wenigsten Unternehmen haben bis dato in ihren bestehenden Rahmenvereinbarungen grüne Tarife mit aufgenommen oder diese als alleinigen Tarif installiert“, sagt der Nachhaltigkeitsexperte.

Auch weil das Wissen um nachhaltige Geldanlagen extrem gering ist. So kennen 60 Prozent der Menschen hierzulande nicht den Begriff „nachhaltige Geldanlage“, ergab eine Umfrage der BaFin. Eine Studie des Schweizer Asset Managers Vontobel macht deutlich, vor welchen Herausforderungen die Vermittler stehen, wenn sie die Kunden auf das Thema Nachhaltigkeit ansprechen. Immerhin 59 Prozent der Befragten wissen nicht, dass ein ESG-Nachhaltigkeitsansatz in Bezug auf Sparen und Anlegen überhaupt möglich ist.

Gleichwohl beobachtet das Investmenthaus einen Stimmungsumschwung: „Für Privatkunden steht immer noch die finanzielle Rendite im Vordergrund, aber wir beobachten, dass die Zahl jener ansteigt, die sich ein Portofolio auf der Grundlage ihrer persönlichen Werte vorstellen“, zeigt sich Thomas Trsan, Spezialist für ESG und Impact Investing bei Vontobel, überzeugt.

„Nachhaltigkeit ist in den vergangenen zwei Jahren ein Megatrend geworden“, bestätigt auch Meissner. „Wenn Sie mich fragen, hat das Thema längst die Nische verlassen. Das gilt auch und gerade für die betriebliche Altersversorgung, wo Nachhaltigkeit nicht nur bei den Arbeitnehmern gern gesehen ist, sondern sich auch beim Wettbewerb der Unternehmen um die besten Köpfe bewährt.“

Auch Baer sieht ein Umdenken. Doch ein Selbstläufer ist die grüne bAV nicht. Denn es braucht neben einer Unternehmensführung, die davon überzeugt ist, auch eine überzeugende innerbetriebliche Kommunikation.

„In den Unternehmen, die wir gerade in der Umsetzung begleiten, stellen wir fest, dass sich 75 Prozent der Mitarbeiter für grüne Tarife und 25 Prozent für konventionelle Tarife entscheiden, wenn beide zur Auswahl stehen. In den Gesprächen hören wir immer wieder die Aussage, dass Mitarbeiter ihr Geld lieber dorthin investieren, wo es neben Ertrag auch noch etwas Gutes für Gesellschaft und Umwelt tut.“ Voraussetzung sei aber, dass sich die Unternehmensverantwortlichen bewusst für eine grüne bAV entschieden haben und diese Überzeugung auch entsprechend in der Belegschaft kommuniziert wurde, sagt Baer.

 

Seite 3: Wie nachhaltig ist die bAV

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