Die IKB hat Anfang 2019 ein Modell zur Bestimmung des US-$-Goldpreises vorgestellt. Mit diesem Modell kann die Veränderung des US-$-Goldpreises durch die fundamentalen Treiber 10-jährige US-Renditen, US-Inflation sowie Devisenkurs des US-$ relativ gut abgebildet werden. Der Goldpreis wird demnach durch die Attraktivität risikofreier Investitionen bestimmt: Steigende US-Renditen reduzieren die Notwendigkeit eines sicheren Investitionshafens und setzen den Goldpreis unter Druck. Eine zunehmende Inflation hingegen stärkt ihn. Da der Goldpreis in US-$ quotiert wird, führt ein schwächerer US-$ zu einem Anstieg.
Eine ansteigende Inflation sorgt nicht unbedingt für höhere Goldpreise. Denn geht die Inflation mit deutlich steigenden realen Renditen infolge einer aktiven Geldpolitik einher, so mag sich dies sogar negativ auf den Goldpreis auswirken. Es ist eher die Kombination einer relativ niedrigen oder stabilen Inflation und einer außerordentlich expansiven Geldpolitik, die den Goldpreis stärkt. Erwartungen einer eskalierenden Inflation würden nur dann den Goldpreis stützen, wenn sich Notenbankinterventionen wie Ankaufprogramme nicht in steigenden Renditen niederschlägt.
Abb. 2 zeigt die „out-of-sample“-Prognosen des bis Ende 2018 geschätzten IKB-Modells. Auf Grundlage der Treiber sowie einer Modellschätzung wäre im Jahr 2019 demnach ein Anstieg des Goldpreises auf über 1.500 US-$ zu erwarten gewesen. Das Modell hat bereits für das zweite Quartal 2019 eine Korrektur prognostiziert. Diese hat sich zwar nennenswert erst im dritten Quartal gezeigt; die Dynamik des Goldpreises im Verlauf von 2019 ist aber dennoch konsistent mit den Modellerwartungen und damit den fundamentalen Bestimmungsfaktoren des Goldpreises. Anders ausgedrückt: Die Treiber für den Goldpreis sind 2019 unverändert geblieben.
Wenn es eine Übertreibung gegeben haben sollte, dokumentiert sich diese eher im deutlichen Rückgang der USRenditen als im Goldpreis. Auch hat eine Aktualisierung des Modells zu keinen bedeutenden Ergebnisänderungen geführt.
Seite drei: … und auch aktuell gibt es keine Überraschungen