BCA-Chef: „Die Zahl der Pools wird sich weiter verringern“

Der Investitionsbedarf in Sachen Digitalisierung ist weiterhin sehr hoch und drückt auf die Gewinne vieler Pools. Wird sich das in absehbarer Zeit ändern?

Schünemann: IT-Expertenwissen, IT-Ressourcen und die Möglichkeit der schnellen Umsetzung von digitalen Projekten sind ohne Zweifel zentrale Schlüsselfaktoren für den künftigen wirtschaftlichen Erfolg eines Maklerpools. Folgerichtig müssen finanzkräftige Unternehmen wie BCA, die ihre Fokussierung auf Service und Technologie legen, sukzessive weiter in Software und digitale Architektur investieren. Aus diesem Grund bauen wir unsere digitalen Angebote sukzessive aus. Einhergehend hierzu konnten wir im letzten Jahr mit dem Kauf der Fintech-Schmiede Asuro unsere digitalen Entwicklungskapazitäten deutlich erweitern. Auch dieses Jahr werden wir planmäßig weiter kräftig in den IT-Bereich investieren, um den Aufbau unserer BCA-Plattform für digitale Prozesse und Service voranzutreiben. Hierbei beeinflussen etwaige IT-Zukäufe oder die Weiterentwicklung des technischen Angebots selbstverständlich die Bilanz bzw. Gewinne eines Unternehmens. Herausfordernd dürfte es somit für all jene Marktteilnehmer werden, die sich bisher noch nicht ausreichend dem IT-Thema Prozessoptimierung gewidmet haben und dies künftig mit viel Finanzkraft nachholen müssen.

Maklerpools bieten über ihre Plattformen ein umfangreiches Verwaltungs- und Abwicklungsangebot, um Vermittlern ihre Arbeit zu erleichtern. Wäre es nicht effizienter für die Pools, sich hierbei zusammenzutun?

Schünemann: Generell ergibt ein Zusammenschluss im Einzelfall Sinn, wenn dieser beiden Unternehmen einen deutlichen Mehrwert bietet. Dabei geht es zumeist darum, das Leistungsspektrum zu erweitern, die Vertriebskraft auszubauen oder Synergieeffekte bei der technischen Entwicklung zu erzielen. In Bezug hierauf gab es in den letzten Jahren durchaus einige Kooperationen oder Fusionen auf Maklerpool- oder Vertriebsebene – manche Verschmelzungen waren mehr, manche weniger erfolgreich. Zuletzt haben einzelne Marktteilnehmer bereits weitere Akquisitionen angekündigt. Im Rahmen eines komplexen Mergers & Acquisitions-Prozesses befinden sich diese Pools größtenteils jedoch noch in der Markanalyse. Pools oder Maklerdienstleister, die sich grundsätzlich einen Verkauf vorstellen können, gibt es dabei immer. Gleich ob gemeinsame bzw. projektbezogene IT-Zusammenarbeit oder Akquisition eines Maklerpools: Fakt ist, dass sich Ausrichtung, Philosophie, Geschäftsmodell, Unternehmensstruktur, Managementvorstellungen und vieles mehr zwischen den Maklerpools teilweise sehr deutlich unterscheiden. Diese Faktoren können sowohl eine mögliche Zusammenarbeit als auch angedachte Transaktion im Vorfeld scheitern lassen. Nichtsdestotrotz glauben wir daran, dass sich die Anzahl der Maklerpools künftig weiter verringern wird.

Was plant Ihr Unternehmen für 2020?

Schünemann: In Zeiten des digitalen Wandels verfolgt die BCA das strategische Ziel, die Beratungsarbeit der Maklerpartner durch umfassende technische Hilfestellung zu verbessern. Demzufolge liegt unser zentrales Augenmerk uneingeschränkt auf dem Aspekt der professionellen Entlastung unserer Partner. So konnten wir im Rahmen unserer Digitalstrategie bereits einige wichtige Maßnahmen hierfür umsetzen. Erweitert haben wir etwa unsere Serviceplattformlösung um moderne Kommunikationsformen sowie digitale Vermittlungsstrecken. Diese Initiative hat dafür gesorgt, dass wir zuletzt viele neue digital affine sowie produktive Makler als Geschäftspartner gewinnen konnten. Das Gros der neuen BCA-Maklerpartner ist dabei unter 45 Jahren. Und wir geben beim Thema Digitalisierung weiter Vollgas: So sind weitere digitale Anwendungen bereits in Planung bzw. konkreter Umsetzung. Mit Blick auf den Versicherungsbereich liegt unser Fokus zunächst auf der erfolgreichen Etablierung unseres erstklassigen Deckungskonzepts. Besonders unsere zahlreichen Leistungsbausteine, wie etwa der Bestandscheck oder Umzugsservice, dürften bei zahlreichen Marktteilnehmern auf gute Resonanz stoßen. Innerhalb der Investmentsparte wird stattdessen das Zukunftsthema Nachhaltigkeit bzw. ESG-konforme Kapitalanlagen intensiviert. So können Partner der BCA mittels bereitgestellten Research- und Analysetools, spezifischer Top-Fonds-Listen sowie Fortbildungsangeboten bereits heute zielgerichtet sowie ESG-konform beraten.

Die Fragen stellte Kim Brodtmann, Cash.

Foto: BCA

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