Die Versicherer sitzen auf Unmengen von Daten. Ein Schatz. Um den zu heben, braucht es IT und Künstliche Intelligenz. Und hier hapert es oft.
Kuklinski: Sie haben recht. Wir haben in der Tat ein datengetriebenes Geschäftsmodell und sitzen quasi auf einem Goldschatz, aus dem wir mehr machen können. In Köln haben wir eines von insgesamt vier internationalen Data Innovation Labs.
Diese sollen große Datenmengen zusammenbringen mit Analysewerkzeugen besser verstehen und „verfügbar“ machen. Da sind wir auf einem ersten richtigen Weg. Wir können aber weit mehr daraus machen. Wir bauen auch in Deutschland diese Fähigkeiten auf und aus.
Wenn Abschlüsse immer häufiger digital erfolgen und Produkte und Unternehmen austauschbar werden. Welche Rolle spielen dann noch traditionelle Marken?
Kuklinkski: Die Marke ist nach wie vor ein ganz wichtiger Aspekt. Insbesondere für Axa als eine der wertvollsten und global agierenden Marken. Sie ist ein wichtiger Indikator, wenn sie sich mit entsprechenden Angeboten konsistent positioniert.
Das ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für uns. Daneben spielt für uns im Maklergeschäft die Frage der finanziellen Solidität und der Ratings, des Unternehmens als solches eine wichtige Rolle. Das alles bringt Axa mit. Ich würde dies von der Endgerätefrage entkoppeln.
Gerade bei digitalen Strecken kann die Marke den Unterschied machen. Ist es ein Axa-Produkt? Entsprechend kann das den Unterschied machen. Und wir wissen, wie wichtig die Marke für eine Identifikation auch bei den Endkunden und für die Kundenzufriedenheit ist.
Sie haben vier Ökosysteme definiert: Gesundheit, Gewerbe, Home und Mobilität. Welche Vorteile versprechen Sie sich von einer solchen Struktur?
Kuklinski: Die Ökosysteme ergänzen unserer Meinung nach den vorhandenen Markt fantastisch. Der Gedanke war, dass wir Partner des Kunden sein wollen und mehr leisten als das einzelne Produkt. Wir wollen mehr leisten statt nur Versicherungsdeckungen anzubieten.
Es geht darum, Services mit Partnerschaften zusammenzustellen, die sehr gut unser Kernangebot ergänzen oder bei denen wir uns mit unseren Angeboten platzieren können. Das ist der Kerngedanke.
Unser Fokus liegt derzeit bei den Bereichen Gesundheit und kleine- und mittelständischer Unternehmen bzw. Firmen. Dort geben wir ein sehr breites Leistungsversprechen. Ein Beispiel ist unser neues Gesundheitsangebot ActiveMe.
Für uns ist das ein radikal neu gedachtes Angebot und ein Paradigmenwechsel. Wir sprechen hier also nicht mehr nur über die Versicherungsleistung, sondern wollen den Kunden die Möglichkeit bieten, die Gesundheit besser zu organisieren und zu erhalten.
Das ist der Anspruch, den wir – über viele digitale Elemente – in solch einem Ökosystem erheben. Der Entwicklungsprozess hat mehrere Jahre gedauert und dürfte damit nicht so schnell kopierbar sein.
Wie wird der Versicherungsmarkt in wenigen Jahren aussehen und welche Rolle wird Ihr Haus dort spielen? Wie sehen Sie die Rolle der exklusiven und non-exklusiven Vertriebswege in diesem Zusammenhang?
Kuklinski: Ich kann es mir persönlich nur schwer vorstellen, dass es ohne menschliche Kommunikation in relevanten Fragestellungen künftig gehen wird. Ich glaube, die menschliche Interaktion, durch Beratung Sicherheit zu geben, bleibt relevant.
Unser Leitmodell ist, unseren Exklusivvertrieb in Sinne eines Omnikanal-Modells so zu befähigen, relevant zu bleiben und eine ganzheitliche Kundensicht einzunehmen. Das gilt auch für den Makler.
Im Maklergeschäft sehe ich unsere Fähigkeiten, mit dem Makler gemeinsam Effizienzen zu heben und neben guten Produkten vor allem im Bereich der Prozesse zusätzlich Unterstützung zu geben. Wir sehen zudem, dass im Maklervertrieb zunehmend eine Spezialisierung stattfindet. Das ist ein großes Feld, auf dem die Wettbewerbsintensität zunimmt.
Das Interview führte Jörg Droste
Foto: Axa