Künstliche Intelligenz kann letztendlich zu einer Mainstream-Technologie werden. Und der Fortschritt verlangsamt sich nicht. Unserer Ansicht nach durchläuft der KI-Innovationszyklus drei Phasen:
- Aufbau der Infrastruktur: Investitionen fließen in Cloud-Infrastruktur, Rechenzentren, KI-Modelle
- Kommerzialisierung in der Software- und physischen Welt. Diese Phase begann, als die DeepSeek-Ankündigung die erreichbaren Effizienzsteigerungen aufzeigte, die wiederum die Produktinnovation beschleunigen werden
- Einführung von Produkten in einer Vielzahl von Sektoren mit dem Potenzial für die Gründung neuer Unternehmen
Die Gewinner der KI-Investitionen
Aus der Investitionsperspektive rücken die drei oben beschriebenen Phasen bestimmte Sektoren den Fokus und eröffnen erhebliche Chancen.
Potenzielle Gewinner von Phase 1 (Aufbau der Infrastruktur) sind die sogenannten „KI-Enabler“, d. h. Unternehmen, die die für die Entwicklung von KI-Lösungen erforderliche Technologie bereitstellen, wie z. B. die Entwickler und Hersteller von Halbleitern (z. B. Nvidia und TSMC), Arbeitsspeicher und Datenspeicherung (Micron und SK Hynix) sowie Netzwerkausrüstung (Cisco und Arista). Diese Unternehmen werden weiterhin eine Schlüsselrolle spielen, da eine breitere Anwendung die CAPEX-Investitionen unterstützen wird, die Schätzungen zufolge bis 2030 auf 2 Prozent des jährlichen US-BIP ansteigen werden.
KI-Enabler haben seit der Veröffentlichung von ChatGPT deutlich zugelegt, und obwohl wir für das langfristige Szenario weiterhin optimistisch sind, beobachten wir jetzt genau das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, das sich aufgrund erheblicher Softwareverbesserungen ändern könnte.
Potenzielle Gewinner von Phase 2 sind die „KI-Anbieter“, d. h. Unternehmen, die KI-Lösungen für Kunden anbieten. Wir erwarten, dass eine Vielzahl von Produkten auf den Markt kommen wird, was zu einer zunehmenden Monetarisierung führen wird, insbesondere auf der Software-Ebene des KI-Stacks.
Unserer Meinung nach zeichnen sich in dieser Phase zwei völlig neue und sehr spannende Entwicklungen ab: - KI-Agent: Ein Softwareprogramm, das in der Lage ist, mehrstufige Aufgaben wie das Ausfüllen von Spesenabrechnungen, das Buchen eines Restaurants oder das Bezahlen von Rechnungen mit minimaler oder gar keiner menschlichen Intervention selbständig auszuführen. Die Software entwickelt sich von einem Chatbot zu einem autonomen System. Das Potenzial von KI-Agenten wird jetzt erschlossen und könnte sich zu einem wichtigen Motor für die Kommerzialisierung von KI-Anwendungen entwickeln;
- Phyisische KI: Die Fähigkeit, visuelle Daten zu verarbeiten, ermöglicht es einer Software, die Vorgänge in der physischen Welt zu verstehen und mit ihr zu interagieren. Die beiden bekanntesten Beispiele sind autonome Fahrzeuge und Robotik.
Die potenziellen Gewinner der Phase 3 sind die „KI-Profiteure“, d. h. Unternehmen, die KI zur Verbesserung von Produkten, Dienstleistungen und Prozessen einsetzen werden. Seit der Veröffentlichung von ChatGPT haben auch Unternehmen außerhalb der Technologiebranche KI übernommen und standardmäßig große Sprachmodelle integriert, um deren Fähigkeiten für sich zu nutzen. In Zukunft werden niedrigere Trainings- und Inferenzkosten zu einer schnelleren Produktinnovation führen. Somit werden Unternehmen in jedem Sektor Softwareanwendungen basierend auf ihrem spezifischen Use Case auswählen können, anstatt sich an bestehende Modelle anpassen zu müssen.
Mit dem Eintritt in die zweite Phase des KI-Innovationszyklus werden Unternehmen ins Rampenlicht rücken, die in der Lage sind, immer günstigere und effizientere KI-Modelle in greifbare Produkte umzuwandeln und die sich daraus ergebenden Chancen durch höhere Umsätze oder Gewinnmargen erfolgreich zu monetarisieren.
Absicherung gegen schwarze Schwäne
Unser M&G (Lux) Global Artificial Intelligence Fund ist eine aktiv verwaltete Aktienstrategie, die darauf ausgerichtet ist, die mehrjährigen Anlagechancen im Bereich der künstlichen Intelligenz zu nutzen. Die Strategie umfasst ein Portfolio von 50-70 aktiv ausgewählten Unternehmen, bei denen sich KI als potenzieller Treiber für langfristiges Umsatzwachstum oder die Ausweitung der Gewinnmargen erweist. Dabei identifizieren wir Chancen in den drei oben erläuterten Kategorien KI-Enabler, KI-Anbieter und KI-Profiteure.
Um die „Gewinner“ auszuwählen, suchen wir nach Unternehmen mit einem Datenvorteil (Besitz oder Speicherung von Daten im Namen ihrer Nutzer), hohen Kundenbindungsraten, Preisgestaltungsmacht und Eintrittsbarrieren. Einige gute Beispiele sind Salesforce, ServiceNow, Apple und Microsoft.
Insbesondere in Bezug auf KI-Profiteure sind wir davon überzeugt, dass der Fonds durch die Einbeziehung von Aktien, die nicht zum typischen Technologiesektor gehören, sowohl den vollen über den KI-Stack generierten Wert erfassen als auch das Gesamtportfolio diversifizieren kann.
Der Vorteil für unsere Anleger besteht darin, dass sie stärker diversifiziert sind, ohne auf die klare Ausrichtung des KI-Anlagethemas zu verzichte. Außerdem erleben sie potenziell geringere Verluste und eine geringere Volatilität als bei reinen Tech-Fonds, wenn der Tech-Sektor einen Abschwung erleidet. Das geschah zum Beispiel im letzten Sommer: Im Juni 2024 hatten die Aktien von KI-Enablers überzogene Bewertungen erreicht, weshalb wir einen Teil der Gewinne mitgenommen und Kapital in KI-Profiteure umgeschichtet haben. Das Portfolio wurde defensiver ausgerichtet und der Fonds konnte die anschließende Phase der Volatilität gut meistern, wobei er geringere Verluste als die Technologieaktienindizes hinnehmen musste.
Wir wissen, dass sich momentan viele Anleger Sorgen um die hohen Bewertungen machen. Deshalb ist es unserer Meinung nach umso wichtiger, ein diversifiziertes Exposure gegenüber KI-Anbieter zu haben.
Günstige Aussichten
Präsident Trump scheint KI-Investitionen zu unterstützen. Das zeigt die 500 Milliarden Dollar schweren KI-Infrastruktur-Initiative des Stargate-Projekts, die Rückverlagerung der Produktion von Apple in die USA und die Gespräche über eine Partnerschaft zwischen Intel und TSMC. Das größte Risiko ist jedoch nicht politischer oder regulatorischer Natur, sondern eher eine Verlangsamung der Innovation, die die Einführung von KI und die Investitionsrenditen behindern könnte. Glücklicherweise entwickelt sich KI weiterhin sehr dynamisch. Die Fortschritte von Nvidia, wie die Erhöhung der GPU-Kapazität von 16 (Copper) auf 72 (Blackwell), verdeutlichen die Entwicklung bei Training und Inferenz und unterstreichen das zunehmende Momentum von KI.
Angesichts der rasanten Entwicklung von KI liegt der Schlüssel für erfolgreiche Investitionen in der Anpassung an jede Phase des Innovationszyklus. Durch eine strategische Positionierung in den Bereichen KI-Enabler, -Anbietern und -Profiteure können Anleger nicht nur das gesamte Spektrum an Chancen nutzen, sondern auch Marktschwankungen widerstandsfähig überstehen – und so in einer zunehmend von KI geprägten Welt langfristigen Wert schaffen.
Autor Jeffrey Lin ist Leiter des Bereichs Thematic Technology Equities und Co-Manager des M&G (Lux) Global Artificial Intelligence Fund bei M&G Investments.