Dazu zählt die BVT, die den Fonds Zweitmarktportfolio II aktuell in der Platzierung hat. Auf die Frage nach dem Stellenwert von Spezial-AIFs als (mittelbare) Zielfonds des Publikumsfonds antwortet das Unternehmen: „Der Zweitmarkt an Publikumsfonds im Immobilienbereich ist völlig ausreichend, um die von uns angestrebten Volumina zeitnah investieren zu können. Ferner ist der Markt inzwischen so etabliert, dass auch die Abwicklung schnell und einfach erfolgen kann. Und als Wichtigstes: Mit genügend Sachkenntnis lassen sich aus dem breiten Angebot so attraktive Kaufgelegenheiten identifizieren, dass wir diesen gegenwärtig den Vorzug geben.“
Damit ist letztlich auch die versteckte Botschaft verbunden, dass (semi-)professionelle Investoren den Wert ihrer Beteiligungen besser einschätzen können als Privatanleger oder deren Erben, die zudem nicht selten froh sind, den Anteil überhaupt unkompliziert loszuwerden. Für die Anleger der Zweitmarktfonds beziehungsweise der Asuco-Namensschuldverschreibungen ist es insofern sicherlich ein Vorteil, dass die Aufkäufer sich gerne direkt an die Altanleger wenden und öffentliche Plattformen nur in Ausnahmefällen nutzten. Für die Verkäufer vielleicht weniger.
Besonders einem ist das ein Dorn im Auge: Alex Gadeberg, Vorstand der Fondsbörse. Er ärgert sich vor allem über Akquisitionsschreiben von Aufkäufern, die Preise weit unter dem tatsächlichen Wert des Anteils oder teilweise auch deutlich unter dem letzten Kurs bei der Fondsbörse anbieten.
Fall „Hauke und Jan“ im Sande verlaufen
2018 hatte Gadeberg nach einigen besonders krassen Fällen, die über eine Anwaltskanzlei verschickt und lediglich mit „Hauke und Jan“ unterzeichnet worden waren, gar angekündigt, die Aufsichtsbehörde einzuschalten. Doch dies ist im Sande verlaufen. „Die BaFin hat sich für nicht zuständig erklärt“, berichtet Gadeberg. Dennoch wird er nicht müde, vor solchen Angeboten zu warnen. Verkaufswilligen empfiehlt er insofern – sicherlich nicht ganz uneigennützig – einen Blick auf seine Handelsplattform, bevor sie das Angebot eines Aufkäufers voreilig annehmen.
Insgesamt läuft es für die Fondsbörse jedoch sehr gut, sagt er. Demnach hat sie 2021 einschließlich ihrer Tochtergesellschaft Deutsche Zweitmarkt AG (DZAG) mit mehr als 8.000 Vermittlungen einen Nominalumsatz von über 336 Millionen Euro erzielt. Damit sei es das beste Handelsjahr seit Bestehen gewesen. Bei den gehandelten Assetklassen dominierten der Fondsbörse zufolge weiterhin Immobilienfonds mit einem Umsatzanteil von rund 70 Prozent. Aber auch der Schiffssektor verzeichnete einen mehrjährigen Umsatzrekord.
So ist der von der DZAG errechnete Index DZX-S für die Schiffsfonds im Februar 2022 erstmals seit Mitte 2011 wieder über 1.000 Punkte geklettert. „Damit hat der Index auch wieder das Ausgangsniveau seines Starts im Januar 2006 erreicht“, betont Jan-Peter Schmidt, Vorstand der DZAG. Auch der Index DZX-I für die Immobilienfonds ist nach einem deutlichen Knick im Jahr 2020 seit Anfang 2021 wieder steil angestiegen und befindet sich aktuell (4. März 2022) auf einem historischen Höchststand von 1.433 Punkten – ein Zuwachs von rund 24 Prozent gegenüber Januar 2021.
Faktisch nur eine Zweitmarkt-Plattform
Inwieweit der Preisauftrieb auch bei jenen Verkäufern angekommen ist, die Verträge abseits von Handelsplattformen direkt mit Aufkäufern geschlossen haben, ist indes nicht bekannt. Wobei es streng genommen nicht ganz korrekt ist, wenn hier – und meistens auch seitens der Aufkäufer – von „Handelsplattformen“ die Rede ist. Denn damit sind in der Regel ausschließlich die Fondsbörse und ihre Tochter DZAG gemeint.
Alle anderen öffentlichen Marktplätze wurden entweder von der Fondsbörse geschluckt oder eingestellt. Insofern gibt es praktisch nur noch eine Zweitmarkt-Plattform für geschlossene Fonds in Deutschland. Es sei denn, es agiert vielleicht doch noch eine weitere Plattform mit Marktbedeutung unter dem Radar und ist der Fachöffentlichkeit – einschließlich der Cash.-Redaktion – bislang verborgen geblieben.
Dieser Artikel ist zuerst in der Cash.-Ausgabe 4/2021 erschienen.