Cash.: An den Börsen erleben Anleger ein ständiges Auf und Ab. Immer wieder gibt es Kritik, dass ethisch korrekte Anlagen keine ausreichende Risikostreuung ermöglichen würden, da das Fondsangebot häufig sehr begrenzt ist und das Kapital nicht auf mehrere Nachhaltigkeitsfonds unterschiedlicher Risikoklassen verteilt werden kann. Teilen Sie diese Einschätzung?
Schäfer: Seit etwa 35 Jahren sind solche Fragen in der Wissenschaft und in empirischen Praxisarbeiten untersucht worden und es wird auch in Zukunft vergleichbare Analysen geben. Grundsätzlich kann man aus diesen Studien festhalten: Sofern das Anlagespektrum nicht durch sehr restriktive Ausschlusskriterien verengt wird und man keine Small Cap-, Länder- und/oder Branchen-Verzerrungen bewusst eingeht, ähneln sich die Renditen von nach Nachhaltigkeitskriterien strukturierten Portfolios mit denen ihrer konventionellen Verwandten. Index-Tracking kann hier also im Grunde eine sehr passende Strategie für Nachhaltigkeitsfonds sein. Allerdings hängt es vom Zugang des Index-Anbieters zum Thema Nachhaltigkeit ab, ob die vom Produzenten, etwa einer fondsbasierten Lebensversicherung, so geteilt wird. Wird beispielsweise zusätzlich die aktive Beeinflussung des Unternehmensleitungen aus den investierten Aktien und Anleihen angestrebt, so bietet sich eine Fonds-Konstruktion mit Shareholder Engagement-Elementen an. Hier können die Treuhänder – in der Regel Fondsgesellschaft oder Asset Manager – auf verschiedenen Wegen versuchen, die Unternehmen, in die investiert wurde, auf den Pfad des nachhaltigen Wirtschaftens zu führen.
Cash.: Wie bewerten Sie kritische Stimmen, die besagen, dass Management und Vergütungsregeln bei Nachhaltigkeitsfonds zu sehr zu Lasten der Rendite gehen?
Schäfer: Mit liegt kein Beweis vor. Generell ist es ja so, dass die Fondsbranche von Anlagestilen überhaupt lebt, das heißt es wird im Regelfall im Gegensatz zu einem reinen Index-Tracking immer ein höherer Aufwand bei einem aktiv gemanagten Fonds entstehen. Inwiefern es bei einem Nachhaltigkeitsfonds gegenüber einem Emerging-Market-Investmentfonds zu einem höheren Research-Aufwand und damit höheren Kosten kommen sollte, ist mir nicht klar. Außerdem kommen mit der wachsenden Bedeutung solcher Nachhaltigkeitsfonds auf den Produzenten Chancen zur Nutzung von Economies of Scale und Scope zum Tragen. Aber das ist in der Branche ja bekannt und sie dürfte damit so umzugehen wissen, sodass es eigentlich keine komparativen Schlechterstellungen gegenüber Investmentfonds mit anspruchsvollen Investmentstilen geben dürfte.
Interview: Lorenz Klein
Foto: Universität Stuttgart