Die Honorarberatung kann sich nur dann als Alternative zur provisionsvergüteten Beratung etablieren, wenn in der Bevölkerung dahingehend Transparenz geschaffen wird, dass beide Beratungsformen mit Kosten verbunden sind. Der SPD-Antrag sieht es als Auftrag der Bundesregierung an, das neu geschaffene Berufsbild vorzustellen. Er enthält daher den Vorschlag, nach Inkraftreteten der gesetzlichen Regelung eine Aufklärungskampagne zu veranlassen, die die Öfffentlichkeit über die Wahlmöglichkeit zwischen provisionsabhängiger und provisionsunabhängiger Beratung informiert.
Außerdem solle die staatlich finanzierte Kampagne die Wesensmerkmale der Honorarberatung in Abgrenzung zum Provisionsvertrieb und den „Mehrwert unabhängiger Beratung“ darstellen. Allerdings besteht dadurch auch die Gefahr einer unzulässigen Marktbeeinflussung. Die Bundesregierung sprach sich in der Bundestagsdebatte daher gegen den Vorschlag der Sozialdemokraten aus. Sie warnte davor, die Honorarberatung nur durch die „rosarote Brille“ sehen zu wollen. Das Bild, dass Provisionsberatung schlecht sei und Honorarberatung gut, stimme nicht.
Branche rechnet langfristig mit Koexistenz beider Modelle
Die Mehrheit der befragten Branchenvertreter erwartet mittelfristig eine steigende Bedeutung der Honorarberatung in Deutschland und langfristig eine Koexistenz der beiden Modelle. „Wir sind davon überzeugt, dass beide Vergütungsformen langfristig nebeneinander bestehen – in unterschiedlichen Bereichen und in verschiedenen Kundengruppen“, meint Dirk Bohsem, Direktor Vertriebssteuerung beim Finanz- und Vermögensberater MLP. „Bei der Anlageberatung sehr vermögender Kunden ist Honorarvergütung beispielsweise längst etabliert.“
VZBV-Referentin Mohn geht in ihrer Einschätzung sogar noch weiter: „Wenn es gelingt, eine vernünftige und wasserfeste Regulierung zu finden, wird die Honorarberatung die Beratung der Zukunft sein.“ Ganz anders schätzt BVK-Präsident Heinz die Entwicklung ein: „Wir glauben nicht, dass die Honorarberatung eine echte Alternative ist, die sich durchsetzen wird. Auch langfristig werden sich Kunden nicht dazu entschließen, für eine Honorarberatung zu zahlen, die ein Mehrfaches der eigentlichen Versicherungsprämie kostet, wie das beispielsweise bei Hausrat-, Haftpflicht- und Unfallversicherungen der Fall ist.“