10. MLP Gesundheitsreport: „Ein Herumdoktern im System reicht nicht mehr“

Insgesamt beurteilen die meisten Bürger und Ärzte die Gesundheitsversorgung in Deutschland noch als gut oder sehr gut (77 Prozent bzw. 89 Prozent). 20 Prozent der Bürger geben an, in den vergangenen Jahren nochmals bessere Erfahrungen gemacht zu haben.

Weiterhin Klagen über lange Wartezeiten und vorenthaltene Leistungen

Mit 62 Prozent sind in der Bevölkerung aber auch weiter gestiegene Klagen über lange Wartezeiten zu vernehmen (2012: 52 Prozent, 2016: 55 Prozent). Überproportional betroffen zeigen sich hier gesetzlich Krankenversicherte (65 Prozent).

Außerdem hatte weiterhin rund ein Drittel der Bürger (34 Prozent) das Gefühl, dass ihm medizinische Leistungen aus Kostengründen vorenthalten wurden (2012: 31 Prozent, 2016: 40 Prozent). Fast jeder zweite Arzt (45 Prozent) bestätigt, dass dies bei ihm bereits vorgekommen sei (2016: 44 Prozent).

Noch verbreiteter sind Verschiebungen von Behandlungen aus Kostengründen: 64 Prozent der Ärzte sahen sich dazu bereits gezwungen – vor drei Jahren geschah dies noch seltener (2016: 57 Prozent). Entsprechend fallen die Sorgen der Ärzte um ihre Therapiefreiheit mit 62 Prozent weiterhin hoch aus (2016: 61 Prozent), insbesondere bei Hausärzten (66 Prozent).

Dass Patienten Terminvereinbarungen vielfach nicht einhalten, berichtet eine deutliche Mehrheit von 63 Prozent der Ärzte – 35 Prozent haben dies sogar häufig erlebt. Die Bevölkerung hingegen sieht sich wesentlich termintreuer.

Lediglich 19 Prozent räumen ein, bereits einen Arzttermin ohne vorherige Absage verpasst zu haben. Eine größere Termintreue könnte vor allem bei Fachärzten für Entlastung sorgen: Jedem Fünften fällt es schwer, Termine innerhalb von vier Wochen anzubieten.

Lage in Krankenhäusern spitzt sich zu

In den Krankenhäusern zeichnet sich eine Reihe von Verschlechterungen ab. Mit 61 Prozent klagt eine deutlich gestiegene Mehrheit der Krankenhaus- ärzte über fehlende Zeit für ihre Patienten (2016: 50 Prozent). Besonders betroffen sehen sich Assistenzärzte (67 Prozent).

Rund die Hälfte der befragten Krankenhausärzte gibt an, auch mehr Patienten versorgen zu müssen. Der Personalengpass im Krankenhaus wird neben dem Ärztemangel auch an anderer Stelle befeuert: Die Besetzung offener Stellen mit Krankenschwestern oder -pflegern wird immer schwieriger – das bescheinigen mit 84 Prozent nochmals deutlich mehr Krankenhausärzte als vor drei Jahren (2016: 72 Prozent).

Die strukturellen Probleme zeichnen sich zunehmend auch in der wahrgenommenen Qualität der Versorgung in deutschen Krankenhäusern ab: Sie sei weniger oder gar nicht gut, urteilt inzwischen rund jeder fünfte Krankenhausarzt – 2016 war es nur knapp jeder zehnte.

Für die jüngsten Reformmaßnahmen zur Steigerung der Qualität in Krankenhäusern sind mehr als 6 Milliarden Euro bis 2020 veranschlagt – gleichwohl gibt es deutlich mehr Krankenhausärzte, die die Reformmaßnahmen für wirkungslos halten (47 Prozent), als solche, die positive Auswirkungen wahrnehmen (37 Prozent). Weiterhin dominieren aus Sicht von drei Vierteln der Krankenhausärzte wirtschaftliche Aspekte das medizinisch Sinnvolle (2016: 77 Prozent).

 

Seite 3: Forderung: 30 Euro Behandlungsgebühr in der Notaufnahme

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